Ein Blick auf die Preisvergleiche der Tank-Apps am Morgen des 1. Juni 2022 zeigte ein völlig verändertes Bild gegenüber dem Vortag. Waren freie Tankstellen wie Hamberger oder V-Markt immer an der Spitze bei den günstigsten Angeboten, sind es seit Mitternacht die Markentankstellen. 

Benzinpreise nach Einführung des Tankrabatts am Morgen des 1.6.2022 an einer Allguth-Tankstelle am Mittleren Ring in München 

Vorreiter der Senkung der Spritpreise war kurz nach Mitternacht Aral: Im Münchner Osten fielen zum Beispiel die Preise für Super E10 von 2,12 Euro auf 1,77 Euro. Die anderen Markentankstellen zogen bis zum Morgen nach. Dagegen fielen die freien Tankstellen, die in München sonst bei den Tank-Apps beim günstigsten Preis immer ganz oben zu finden sind, zurück. Hamberger oder V-Markt waren plötzlich unter ferner liefen zu finden. Gähnende Leere auch am Morgen an einer Allguth-Tankstelle am Mittleren Ring, wo Super E10 noch 1,99 Euro kostete. Am späten Vormittag wurde dann der Preis auf 1,92 Euro gesenkt, lag aber immer noch 13 Cent höher, als bei einer Esso-Tankstelle am Innsbrucker Ring.

Der Grund für die höheren Preise an den freien Tankstellen liegt daran, dass der Steuernachlass nicht mit den Tankstellen-Betreibern verrechnet wird, sondern beim Einkauf bei den Ölraffinerien. Solange das teuer eingekaufte Mineralöl nicht aufgebraucht ist, bleibt der Preis oben. Das dürfte sich im Laufe der Woche dann wieder ändern, wenn nach dem 1. Juni eingekauftes Benzin bei den Raffinerien an die Tankstellen ausgeliefert wurde. 

Der von der Bundesregierung beschlossene Tankrabatt gilt für drei Monate von 1. Juni bis 1. September 2022. Die Mineralölsteuer wird in diesem Zeitraum bei Benzin um 30 Cent pro Liter gesenkt, beim Diesel sind es 14 Cent. Dazu kommt noch die Ersparnis bei der Mehrwertsteuer, die beim Verbraucher etwa 5 Cent bei Benzin und 3 Cent bei Diesel pro getanktem Liter ausmachen dürfte. 

ADAC: Tankrabatt zeigt Wirkung 

Insgesamt zeige der Tankrabatt laut dem ADAC aber Wirkung: Eine erste Beobachtung des Automobilclubs hat ergeben, dass die Spritpreise in den Morgenstunden des 1. Juni sukzessive nachgegeben haben. Der Preisrückgang beim Diesel entspreche in etwa der steuerlichen Entlastung, beim Benzinpreis sei allerdings noch Luft nach oben, so der ADAC. Präsident Gerhard Hillebrand fordert deshalb, dass auch dort die Steuersenkung im vollen Umfang an die Verbraucher weitergegeben wird.