Erstmals seit 70 Jahren muss das Oktoberfest in München wegen der Coronakrise abgesagt werden. Ministerpräsident Markus Söder und Oberbürgermeister Dieter Reiter haben am Dienstag verkündet, dass es unverantwortlich wäre, diese Großveranstaltung stattfinden zu lassen. Sechs Millionen Gäste, davon zwei Millionen aus dem Ausland, würden ein zu großes Risiko bedeuten,  dass dadurch eine weitere, große Infektionswelle ausgelöst werde, so Reiter. Auch das Zentrallandwirtschaftsfest (ZLF) findet nicht statt. 

Das Oktoberfest 2020 wird wegen der Coronakrise nicht stattfinden. So wird es auf der Thersienwiese im September 2020 aussehen.
Das Oktoberfest wird wegen der Coronakrise in diesem Jahr nicht stattfinden. So wird es auf der Thersienwiese im September 2020 aussehen.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz in der Staatskanzlei in München haben Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am 21. April 2020 verkündet, dass das Oktoberfest 2020 in diesem Jahr wegen der Coronakrise nicht stattfinden wird. Die Wiesn war vom 19. September bis 4. Oktober 2020 geplant. Im Südteil der Theresienwiese hätte das zentrale Landwirtschaftsfest (ZLF) stattfinden sollen, das ebenfalls abgesagt wurde. 

Das Risiko sei zu groß, dass angesichts von sechs Millionen Besuchern auf kleinstem Raum, davon zwei Millionen aus dem Ausland, dadurch eine weitere große Infektionswelle ausgelöst werde, so Reiter. Ministerpräsident Söder ergänzte, dass sich Corona-Hotspots wie die Starkbierfeste in der Oberpfalz und in der Region Rosenheim aber auch Après-Ski Feiern wie in Ischgl als wahre Virenschleudern herausgestellt haben. Es sei deshalb unverantwortlich, die Wiesn in München stattfinden zu lassen. 

Es wäre heuer eine sogenannte kleine Wiesn gewesen, weil im Südteil der Theresienwiese das Zentrallandwirtschaftsfest (ZLF) geplant war, das traditionell alle vier Jahre stattfindet. Reiter teilte mit, dass mit dem Veranstalter Bayerischer Bauernverband auch die Absage dieser Landwirtschaftsmesse vereinbart ist. 

Münchner Wiesnwirte: Verständnis für die Absage

Mit großem Bedauern aber auch großem Verständnis haben die Münchner Wiesnwirte auf die Absage des Münchner Oktoberfestes reagiert. “Angesichts der Tatsache, dass es wohl noch einige Zeit dauern wird, einen Impfstoff und wirksame Medikamente gegen die Lungenkrankheit Covid-19 zu entwickeln, war dieser Schritt logisch und notwendig“, sagte der Sprecher der Münchner Wiesnwirte, Peter Inselkammer. „Die Gesundheit unserer Gäste liegt uns besonders am Herzen und hat oberste Priorität.“

Schade sei es nicht nur für die vielen Münchnerinnen und Münchner, die ihre Wiesn lieben, sondern auch für die unzähligen Mitarbeiter, die sich ihren Lebensunterhalt mit dem größten Volksfest der Welt verdienen. „Für rund 10.000 Menschen ist das ein herber finanzieller Schlag“, meinte Inselkammer.

Von den diversen Alternativ-Plänen, die in der jüngsten Zeit durch die Gegend geisterten, hielten und halten die Wirte nichts. „Ein Oktoberfest light war für uns nie eine Option,“ meinte Wirtesprecher Christian Schottenhamel. „Abgesehen von den massiven Schwierigkeiten, entsprechende Kontakt-Beschränkungen zu kontrollieren, wenn Alkohol im Spiel ist, lebt doch unsere Wiesn von der Geselligkeit und vom gemeinsamen Feiern.“ Und Inselkammer ergänzt: „Alles andere hat mit dem Charakter eines Volksfestes nichts zu tun.“ Und so wird die Theresienwiese heuer leider verwaist sein.

Für viele Wirte ist das Oktoberfest ein fester Bestandteil ihres Lebens. Peter Inselkammer: „So eine Absage berührt uns vor allem auch emotional. Die Wiesn ist für uns Wirte der Höhepunkt des Jahres, das Ereignis, auf das man lange hinarbeitet. Eine echte Herzensangelegenheit!“

„Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten“, meinte Christian Schottenhamel, „und vielleicht fällt uns allen ja gemeinsam eine Lösung ein, wie wir das Oktoberfest im nächsten Jahr gestalten können, um dem dann zu erwartenden erhöhten Ansturm zu bewältigen.“