Rund 9.000 Mitwirkende sind am Sonntag beim Trachten- und Schützenzug in einer farbenfrohen Parade vom Max II Monument durch die Münchner Innenstadt zur Oktoberfestwiese gezogen und haben die Vielfalt von Trachten, Brauchtum und Volkstanz präsentiert.

Trachten- und Schützenzug 2015

Viele deutsche Bundesländer waren wieder mit Trachten- und Musikgruppen vertreten und nahmen ebenso wie Gäste aus Österreich, Italien, Kroatien, Polen, Türkei, Norwegen und Schweiz am sieben Kilometer langen Umzug teil. In bunter Folge wechselten sich festlich gekleidete Trachtler mit Musikkapellen, historischen Trachtengruppen, Sport- und Gebirgsschützen, Spielmanns- und Fanfarenzügen und bunten Fahnenschwingern ab. Eine große Abordnung der Bayerischen Gebirgsschützen und der Bayerische Jagdverband mit Jagdhunden und Greifvögeln waren ebenso dabei. Der Bayerische Trachtenverband begleitet traditionell den Zug mit einer Abordnung der 22 Gauverbände und deren Gaustandarten. Die Prachtgespanne der Münchner Brauereien, geschmückte Festkutschen und nicht zu vergessen eine
Vielzahl geschmückte Festwägen mit Handwerks- und Brauchtumsdarstellungen begeisterten die zehntausenden Zuschauer an den Straßenrändern. Der Trachten- und Schützenzug wird traditionell hoch zu Ross vom Münchner Kindl angeführt. Dieses Ehrenamt führt seit diesem Jahr neu Laila Noeth aus. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter, sowie der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer begleiteten in ihren Festkutschen den Trachten- und Schützenzug.

Dabei waren in diesem Jahr unter anderem:

Die Region Achensee aus Tirol mit den vier Musikkapellen Eben, Achenkirch, Steinberg, Wiesing und den Schützenkompanien Pertisau, Maurach, Achenkirch und Wiesing an. Begleitet wurden diese von den Kasettlfrauen aus Pertisau, die die Unterinntaler Festtagstracht tragen (Besonderheit: Hut mit kostbaren Goldquasten und fast bodenlangen Schleifen). Mit dabei war auch eine Postkutsche der historischen Linie München – Innsbruck. Die Region Achensee wurde durch Kaiser Maximilian bekannt, der im 15. Jahrhundert sein Jagd- und Fischereidomizil dort aufschlug. Der Ursprung der Kompanien geht auf die Freiheitskämpfe 1809 zurück, wo Andreas Hofer mit seinen Tiroler Schützen am Berg Isel gegen die Truppen Napoleons kämpfte. Die Schützen führten vier Fahnen mit sich. An der Spitze die Herz-Jesu-Fahne aus dem Jahre 1796, sowie eine Beutefahne (Franzosenfahne genannt) aus dem Jahre 1837.

Aus der Schweiz hat die Basler Mittwoch Gesellschaft 1907 teilgenommen  und ist in den historischen Stänzlerunifomen aufgetreten, welche die Basler Standeskompanie bis 1856 getragen hat. Wenn die BMG nicht gerade an so schönen Festumzügen wie hier in München teilnimmt, ist sie am weltbekannten „Morgenstraich“ an der Basler Fasnacht anzutreffen.

Mit handgefertigten, wertvollen Goldhauben präsentierten sich die Damen der Alt-Passauer Goldhaubengruppe, die 1987 gegründet wurde und heute 82 Mitglieder hat. Die Fertigung der wertvollen Goldhauben dauert ca. 350 Arbeitsstunden. Die Biedermeier-Bürgertracht (1820 – 1840 vervollständigt ein bodenlanges Seidenkleid, Wiener Schal, Handtasche, fingerlose weiße Handschuhe, Biedermeiersträußchen und Spitzenschirm.

Als Premiere ist zum ersten Mal in diesem Jahr dabei war eine Abordnung des Münchner Handwerks und seine Zünfte in traditioneller Kleidung und mit Fahnen und Standarten: Mit Brauern und Mälzer – die Lehrbuam und – madln in schwarz-rot und die Jungbrauer in schwarz-grün, mit Kaminkehrern in ihrer typischen schwarzen Kluft, mit Malern und Lackierern in weiß-gelben Gehröcken und schwarzen
Baretten, mit Metallbauern mit ihrem traditionellen Lederschurz, mit Metzgern in strahlendem Weiß und mit Zimmerern in ihren bekannten Cordhosen, -jackets und Schlapphüten.

Aus Südtirol reist die Musikkapelle Kastelruth an. Die Tracht der Musikkapelle Kastelruth ist zweifellos eine der auffälligsten des gesamten Schlerngebietes. Nur in der örtlichen Kleidungsgeschichte Bewanderte wissen, dass es sich um keine gewachsene Festtagstracht, sondern um die 1896 teilweise wiedereingeführte Kastelruther Hochzeitstracht (Braut und Bräutigam) handelt. Auffällig daran sind die Halskrause und die weißen, ortstypischen Schuhe.

Die Norweger in Bayern stammen zwar aus München, tragen aber die „Bunad“ – die norwegische Volkstracht. Fast jedes Gebiet Norwegens hat seine charakteristische Tracht, oft mit Elementen, die sich bis ins Mittelalter zurückdatieren lassen. Der reich bestickte Festtagsbunad und der dazugehörige Silber- und Goldschmuck wurden früher wie heute gerne zu besonderen Anlässen getragen.

Aus Zagreb in Kroation präsentierten sich HSPD Sljeme Šestine in der Šestinska Tracht, die eine der schönsten kroatischen Nationaltrachten von außergewöhnlichem Wert ist. Sie ist auf der ganzen Welt, dank ihrer reichen Verzierungen, bekannt. Besonderheit bei den Männern sind der Skrlak (Hut) und die Weste. Der Verein steht für die Erhaltung der Trachten, des Tanzes, der Lieder und dem Spielen auf der Tamburizza (kleine Gitarre). Gegründet 1895, 2015 feiert die Gruppe 120 jähriges Jubiläum.

Wild geht es bei den Kroaten zu Pferd, aus Windelsbach in Mittelfranken, zu. Von den nicht regulären Reitereinheiten des Dreißigjährigen Krieges, die in den östlichen Regionen gebildet wurden, waren in der kaiserlichen Armee die Kroaten am stärksten vertreten. Kroaten dienten in den verschiedenste Regimentern, vorzugsweise jedoch bei den Arkebusieren. Daneben traten sie auch in geschlossenen Verbänden als leichte irreguläre Reiterei auf, wodurch die Bezeichnung “Kroaten” mit der Zeit die Bedeutung einer Reitergattung annahm. In der Schlachtordnung befanden sie sich meistens an den äußersten Flügeln.  Im Angriff die Ersten, im Rückzug die Letzten; bei Tag und Nacht auf den Beinen, waren sie unermüdlich im Einsatz.

Hier die Fotostrecke mit den Highlights vom Trachten- und Schützenzug 2015: