Die Intensivstationen in München sind voll. Betten und Geräte sind zwar da, aber es fehlt an Personal. Um die rasant steigenden Coronzahlen in den Griff zu bekommen, kündigt Oberbürgermeister Dieter Reiter eine neue Allgemeinverfügung für München an. Unter anderem soll in München ab der nächsten Woche für alle Gastronomiebetriebe innen und außen die 2G-Regel mit Zugang nur noch für Geimpfte oder Genesene gelten. Das hat auch massive Auswirkungen auf die Weihnachtsmärkte in der Stadt. 

Schlangen vor dem Impfzentrum Marienplatz
Die Buden für den Christkindlmarkt sind schon aufgebaut, davor Anstehen in langen Schlangen zum Impfzentrum am Marienplatz in München

Wie eine Insel der Seligen sticht München hervor, wenn man sich die Landkarte mit den Inzidenzen in Bayern ansieht. 93,3 ist für die Landeshauptstadt zu lesen, während im restlichen Oberbayern eher düstere Farben zu sehen sind. So strebt beispielsweise der Landkreis Miesbach der 1.000er-Inzidenz entgegen. Doch der Schein trügt. Denn München kommt mit dem Nachmelden nicht nach und das Robert-Koch-Institut veröffentlicht nur die aktuell gemeldeten Tageszahlen. Tatsächlich haben wir in München aber inzwischen auch eine Inzidenz von ca. 350. Gestern waren es 814 neue Fälle einschließlich 171 Nachmeldungen. 

Das große Problem ist aber, dass mit den steigenden Inzidenzen auch die Krankenhauseinweisungen rasant zunehmen. “Die aktuelle Situation kann nur noch als dramatisch beschrieben werden,”, erklärte Oberbürgermeister Dieter Reiter auf einer Presskonferenz am Donnerstag. Die Intensivkapazitäten sind wegen der steigenden Zahl der Corona-Patienten ausgelastet. An Betten und Gerätschaften fehlt es noch nicht, aber das Personal ist nicht vorhanden. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie im Klinikum Schwabing gibt außerdem zu bedenken, dass inzwischen 50 Prozent anderer planbarer Eingriffe verschoben werden müssten. Das heißt, unter anderem Krebspatienten oder Herz-/Kreislauferkrankten müssen warten oder bei akuten Notfällen teilweise sogar mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden. Auch bei der Kontaktnachverfolgung hapert es. OB Reiter will dafür kurzfristig 200 neue Stellen schaffen oder diese Aufgabe teilweise auslagern. Denn, werden Infektionsketten nicht durchbrochen, dann ist der weiteren Ausbreitung der Ansteckungen Tür und Tor geöffnet.

Reiter will mit einem Maßnahmenbündel die Situation in Griff bekommen. Ab der nächsten Woche soll eine neue Allgemeinverfügung in München gelten. Die muss zwar noch von den Landesbehörden abgesegnet werden, er sieht allerdings dabei keine Probleme. Unter anderem soll für die Gastronomie im Innen- und Außenbereich grundsätzlich 2G gelten, also Zutritt nur noch für Geimpfte und Genesene. Ein Test reicht dann nicht mehr aus. 

Das hat auch Auswirkungen auf die Weihnachtsmärkte, die Reiter nicht absagen will. Es sollen Gastro-Inseln gebildet werden, in denen dann 2G-Zutrittskontrollen stattfinden. Wie das am Christkindlmarkt geregelt werden soll, muss noch ausgearbeitet werden. Am Rindermarkt würde das ganz gut klappen, da dieses Gelände insgesamt umzäunt werden kann. Aber wie man das aber am Marienplatz und in der Fußgängerzone in Griff bekommen will, hier gibt es noch einige Fragezeichen. Auch die Weihnachtsmärkte in den Stadtvierteln dürften aus Platzgründen einige Probleme damit haben, Gastro-Stände und Verkaufsstände zu trennen und Teile des Geländes abzuzäunen. Leichter umzusetzen ist eine FFP2-Maskenplicht auf den Weihnachtsmärkten, die der Oberbürgermeister ebenfalls plant. 

Die hohen Inzidenzen und die drohenden Verschärfungen sorgen jetzt bereits für eine neue Welle bei der Impfbereitschaft. Es bilden sich vor den Impfzentren in Riem, auf der Theresienwiese und am Marienplatz bereits lange Schlangen mit Wartezeiten bis zu zwei Stunden. Hier hat die Stadt München eine weitere Baustelle, denn inzwischen wird in der Stadt der Impfstoff knapp. Man bemühe sich, außerhalb von Oberbayern noch zusätzlichen Impfstoff  heranzuschaffen, so das Gesundheitsamt. Es fordert die Münchnerinnen und Münchner auf, sich wieder im Impfportal zu registrieren und dort einen Termin zu vereinbaren.  Man werde die tägliche Impfkapazität wieder auf 6.000 hochfahren, so der Leiter des Stabes für außerordentliche Ereignisse und Chef der Münchner Berufsfeuerwehr, Wolfgang Schäuble.