Traditionell wird die Faschingssaison in München am Aschermittwoch mit dem Geldbeutelwaschen im Fischbrunnen auf dem Marienplatz in München abgeschlossen. Wenige Wochen vor der Stadtratswahl war diesmal das Gedränge besonders groß. Während Oberbürgermeister Dieter Reiter und Stadtkämmerer Christoph Frey das Stadtsäckel in den Brunnen tauchten, ließen sich auch zwei OB-Kandidatinnen und zahlreiche Anwärter für den neuen Stadtrat den medienträchtigen Termin nicht entgehen.

Kristina Frank (2. von li.),  Katrin Habenschaden (4. von li..), Dieter Reiter (Mitte),  Manuel Pretzl  (6. von re.), Hans Peter Rupp 6. von re.), Jens Röver  (4. von re.), Geldbeutelwaschen am Fischbrunnen in München 2020
Geldbeutelwaschen am Fischbrunnen in München 2020

Traditionell schwenken der Stadtkämmerer und der Oberbürgermeister am Aschermittwoch in München den Stadtsäckel im Fischbrunnen am Marienplatz. Dieser Münchner Brauch wurde bereits im 15. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Damals hat damit das Dienstpersonal seine Herrschaft seine Herrschaft darauf aufmerksam gemacht, dass nach dem närrischen Faschingstreiben die Börsen leer waren und wieder aufgefüllt werden müssten. Später wurde damit auf die leeren Kassen im Rathaus aufmerksam gemacht und die Hoffnung verbunden, dass sich das Stadtsäckel wieder füllt. 

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) meinte dazu: “Es ist nicht nachgewiesen, dass das Geldbeutelwaschen hilft, aber es ist nachgewiesen, dass es auch nicht schadet. Wir werden den städtischen Geldbeutel heute jedenfalls ganz besonders intensiv waschen, weil wir die nächsten Jahre ganz besonders viel Geld brauchen – allein, wenn ich an die Milliarden für den Wohnungsbau und den öffentlichen Nahverkehr, für die Schulen und die Kulturbauten denke, die wir vorhaben.“ 

In den vergangenen Jahren war das Säckel gut gefüllt und dank der üppigen Gewerbesteuereinnahmen konnte die Schuldenrate in München sogar gesenkt werden. 2020 kann zwar noch kräftig aus eigener Kraft investiert werden, jedoch sind auch schon in diesem Jahr wegen der Wirtschaftslage und dem Wegzug des DAX-Konzerns Linde aus München Ausfälle bei der Gewerbesteuer in Höhe von 90 Millionen Euro zu erwarten. Da die Stadt weiter wächst und kräftig in die Infrastruktur – darunter in das deutschlandweit größte Schulbauprogramm –  investiert, wird sich das Stadtsäckel in diesem Jahr schnell leeren. 

Kurz vor der Kommunalwahl in München war der Andrang am Brunnenrand diesmal besonders groß. Mit dabei waren deshalb auch die beiden Mitbewerberinnen um den Job als Oberbürgermeister, Kristina Frank (CSU) und Katrin Habenschaden (Grüne) mit von der Partie. Auch Bürgermeister Manuel Prezl (CSU) und zahlreiche amtierende Stadträte, die wieder ins Rathaus einziehen wollen, sowie die Münchner Prinzenpaare und zahlreiche Münchner Bürger schwenkten ihren Geldbeutel im Brunnen.

Der Altmünchner Brauch war im Laufe der Jahrhunderte wieder in Vergessenheit geraten. Seit 1976 hat die Münchner Traditionsbrauerei Hacker-Pschorr das Geldbeutelwaschen wieder aufleben lassen und lädt seitdem die Münchner Bürger am Aschermittwoch zum gemeinsamen Waschen und ein Freibier am Fischbrunnen ein.

Fotostrecke mit Impressionen vom Geldbeutelwaschen 2020