In den letzten beiden Monaten wurden in Regalen in zwei Lebensmittelmärkten im Westen von München Erfrischungsgetränke deponiert, die eine tödlich wirkende Dosis Lösungsmittel enthält. Drei Kunden hatten solche Getränke gekauft und einen Schluck aus den Flaschen genommen. Zwei Frauen mussten in medizinische Behandlung. Die Münchner Polizei hat die Sonderkommission “Tox” gebildet und ermittelt nun wegen versuchten Mord in mehreren Fällen. Am Samstag, 6. Juni 2020, ist eine tatverdächtige Frau festgenommen und in die Psychiatrie eingeliefert worden. Inzwischen ist bekannt geworden, dass die Giftmischerin bereits im Dezember 2018 zugeschlagen hat. Zwei Kinder im Gasteig wurden ohnmächtig, nachdem sie vergiftete Getränke getrunken hatten. 

Rosenheimer Straße mit Gasteig im Hintergrund
Kulturzentrum Gasteig München

(Update 25.6.2020, 11.45 Uhr) Die Soko Tox der Münchner Polizei hat im Laufe der Ermittlungen gegen die Giftmischerin auch frühere Fälle von Vergiftungen geprüft. Dabei sind die Ermittler auf einen Vorfall im November 2018 im Kulturzentrum Gasteig aufmerksam geworden. Damals wurden zwei Kinder (damals 7 und 10 Jahre) nach dem Genuss von Apfelsaft aus Flaschen ohnmächtig. Die Kinder mussten eine Nacht im Krankenhaus verbringen. Folgeschäden haben sie glücklicherweise keine erlitten.

Zeugen hatten in der Befragung auf eine unbekannte, ältere Frau aufmerksam gemacht, die sich auffällig verhalten habe. Jetzt haben die Ermittler den Zeugen, insbesondere auch einem Mitarbeiter am Ausschank, in einer Wahllichtbildvorlage Fotos vorgelegt. Dabei wurde die Beschuldigte eindeutig erkannt. Inzwischen haben bei der 56-Jährigen auch eine Postkarte gefunden, die sie nie abgeschickt hatte. Darauf hatte sie auf die Vergiftung im Gasteig Bezug genommen. Daher geht die Polizei davon aus, dass überführt ist, damals die toxischen Lösungsmittel in die Getränke gemischt zu haben. 

Jetzt ist die Polizei auf der Suche nach ähnlichen Sachverhalten und bittet um Hinweise von Betroffenen, die vergiftungsähnliche Symptome verspürt haben.. Polizei-Pressesprecher Marcus da Gloria Martins sagte dazu bei einer Pressekonferenz am 25. Juni: “Wir gehen davon aus, dass die Frau nur tagsüber unterwegs gewesen ist. Vergiftungserscheinungen nach Club- oder Barbesuchen abends scheiden also aus.” Die 56-Jährige war hauptsächlich in München unterwegs. Der Leiter der Mordkommission, Josef Wimmer, schließt aber nicht aus, dass sie auch im Umland zugeschlagen hat. Er ergänzt: “Wir hatten das Glück, dass es keine Toten gab.”

Die Beschuldigte ist seit 5. Juni 2020 aus dem Verkehr gezogen und mit einem Unterbringungsbefehl in eine geschlossene Abteilung in der Psychiatrie eingeliefert worden. Ihr wird versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung und gemeingefährliche Vergiftung zur Last gelegt.

Zeugenaufruf der Münchner Polizei:
Es wird gebeten, dass sich Personen melden, die nach dem Konsum von Getränken, massive Vergiftungserscheinungen erlitten haben, wie zum Beispiel starken Schwindel, Erbrechen, Atemnot bis hin zur Bewusstlosigkeit. Sachdienliche Hinweise können an das Kommissariat 11 (Soko Tox) des Polizeipräsidiums München, Tel. 089/2910-0 oder auch an jede andere Polizeidienststelle weitergegeben werden.


(Update 6.6.2020, 15.19 Uhr) Wie bereits berichtet, kam es im Zeitraum der Monate März und April 2020 insgesamt zu bislang vier bekannt gewordenen Vorfällen in zwei Lebensmittelmärkten unterschiedlicher Handelsketten im Münchener Westen, bei denen eine tödlich wirkende Dosis Lösungsmittel in Getränkeflaschen eingebracht wurden.  In drei Fällen wurden diese Flaschen durch Kunden erworben und in jeweils geringer Menge konsumiert. Alle drei hierbei betroffenen Personen (eine 34-jährige. eine 42-jährige Frau und ein 48-jähriger Mann, alle aus München) klagten nach dem Konsum über Schwindel, Übelkeit und Kreislaufbeschwerden. Eine sofortige medizinische Behandlung war bei den zwei Frauen notwendig.

Aufgrund von umfangreichen Spurensicherungsmaßnahmen und Untersuchungen im Vorfeld stand schnell fest, dass DNA-Spuren einer weiblichen Person auf einigen der manipulierten Getränkeflaschen festgestellt und als täterrelevant eingestuft worden waren. 

Durch akribische Ermittlungen konnte am Freitag, 5. Juni 2020, ein Tatverdacht gegen eine 56-jährige Münchnerin gewonnen werden. Die augenscheinlich verhaltensauffällige Frau, war bereits im Vorfeld wegen anderer Delikte polizeilich in Erscheinung getreten. Auf Antrag der Kapitalabteilung der StA München I wurden daraufhin beim zuständigen Ermittlungsrichter ein Durchsuchungsbeschluss und ein Beschluss zur Abnahme und Untersuchung von DNA bei der Beschuldigten erlassen. Diese wurden daraufhin von Beamten der „Soko Tox“ vollzogen und die DNA-Proben der 56-Jährigen unverzüglich von Sachverständigen des Bayerischen Landeskriminalamtes für Forensische DNA-Analytik untersucht.

In den Abendstunden vom Freitag stand dann fest, dass das DNA-Identifizierungsmuster der 56-Jährigen vollständig mit den tatrelevanten Spuren übereinstimmt. Daraufhin wurde die 56-Jährige von den Beamten der Soko  festgenommen und in die Haftanstalt des Polizeipräsidium München eingeliefert.

Wegen bereits früher festgestellten Verhaltensauffälligkeiten der 56-Jährigen wurde diese am Samstag, 6. Juni 2020, auf Antrag der Staatsanwaltschaft psychiatrisch untersucht. Nach vorläufiger Einschätzung des Sachverständigen leidet die 56-Jährige an einer psychischen Erkrankung, die dazu geführt hat, dass ihre Schuldfähigkeit bei den in Raum stehenden Taten jedenfalls erheblich eingeschränkt war.

Daraufhin stellte die Kapitalabteilung der Staatsanwaltschaft München I einen Antrag auf einstweilige Unterbringung der 56-Jährigen in einem psychiatrischen Krankenhaus beim zuständigen Ermittlungsrichter, dem auch stattgegeben wurde.

Die 56-Jährige machte bislang keine Angaben zum Tatvorwurf. Zur Gefahrenabwehr wurden bereits am Abend des Freitag und am Morgen
des Samstag Lebensmittelmärkte, von denen bekannt war, dass die 56- Jährige dort eingekauft hatte beziehungsweise, welche im Umfeld ihres bislang bekannten Wirkungskreises liegen, durch Beamte der „Soko Tox“ überprüft. Hierbei konnten bislang keine weiteren manipulierten Flaschen festgestellt werden.

Aufgrund der bislang 60 eingegangen Hinweise konnten keine gleichgelagerten Manipulationen festgestellt werden. Allerdings wurden auch Vorfälle mit ähnlichen Krankheitssymptomen sowie von Getränken, welche einen untypischen künstlichen oder chemischen Geschmack aufwiesen, mitgeteilt. Abschließende Ermittlungs- und Untersuchungsergebnisse der Polizei hierzu stehen noch aus.

(Update 6.6.2020) Als Tatverdächtige ist von der Münchner Polizei eine Frau festgenommen worden. Die Mordkommission und die Staatsanwaltschaft wird am Samstag um 14 Uhr in einer Pressekonferenz Details bekannt geben. 


(Erstmeldung) Im Zeitraum der Monate März und April 2020 kam es insgesamt zu bislang vier bekannt gewordenen Vorfällen in zwei Lebensmittelmärkten unterschiedlicher Handelsketten im Münchener Westen. Durch einen bisher unbekannten Täter wurde hierbei in Flaschen mit Erfrischungsgetränken eine tödlich wirkende Dosis von toxischen Stoffen aus der Gruppe der Lösungsmittel gefüllt. Diese manipulierten Getränkeflaschen wurden anschließend in den Verkaufsregalen der Geschäfte platziert.

In drei Fällen wurden diese Flaschen von Kunden erworben und in jeweils geringer Menge konsumiert. Es handelt sich dabei um eine 34-jährige Frau, eine 42-jährige Frau und ein 48-jähriger Mann, alle aus München Alle drei betroffenen Personen klagten nach dem Konsum über Schwindel, Übelkeit und Kreislaufbeschwerden. Eine sofortige medizinische Behandlung war bei den zwei Frauen notwendig.

Im Rahmen der anschließend durchgeführten Ermittlungen ergaben sich erst die Tatzusammenhänge. Die vorhandene Gefährlichkeit wurde erst aufgrund der umfangreichen Untersuchungen und Analysen bekannt. Die Nachforschungen ergaben weiterhin, dass eine vierte Flasche noch vor dem Verkauf als entsprechend manipuliert festgestellt und sichergestellt werden konnte.

Die Ermittlungen wurden aufgrund der aktuellen Erkenntnisse von der Mordkommission der Münchner Polizei übernommen. Der Tatvorwurf lautet auf versuchten Mord. Es wurde in diesem Zusammenhang die SOKO Tox gegründet.

Die Motivlage des Täters ist bislang ungeklärt. Zu irgendwelchen Erpresserforderungen kam es bisher nicht. Die Polizei bittet um Verständnis, dass aufgrund der umfangreichen noch zu tätigen Ermittlungen momentan keine weiteren Erkenntnisse an die Öffentlichkeit gegeben werden können.

Warnmeldung der Münchner Polizei:
Es wird dringend empfohlen beim Kauf von Getränkeflaschen mit Schraubverschluss auf die Unversehrtheit des Sicherungsrings zu achten. Teilweise waren an den bisher festgestellten vier Flaschen sichtbare Verunreinigungen feststellbar. Bereits beim Öffnen einer Flasche kann hier unter Umständen ein auffälliger Geruch wahrgenommen werden. Der Geschmack wurde von den bisher betroffenen Personen als bitter und künstlich-chemisch beschrieben. Bei einer entsprechend verdächtigen Flasche sollte die Substanz nicht entsorgt werden, sondern umgehend der Notruf der Polizei, die 110, verständigt werden.

Zeugenaufruf:
Gab es ähnliche Vorfälle seit März 2020, bei denen manipulierte Flaschen erworben wurden oder bei denen es im Zusammenhang mit dem Konsum zu den beschriebenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen kam?
Personen, die hierzu sachdienliche Angaben machen können, werden gebeten, sich umgehend mit dem zuständigen Kommissariat 11, SOKO Tox, Tel. 089/2910-0 oder auch mit jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.