Ein Einbrecher-Sippe mit knapp 500 Mitgliedern treibt sein Unwesen in der ganzen Bundesrepublik. Fahndern der Münchner Polizei ist es zu verdanken, dass die Strukturen aufgeflogen sind und zahlreiche Mitglieder des Clans bereits hinter Gittern sitzen. Die Polizei schätzt, dass etwa ein Fünftel aller Einbrüche in Deutschland seit Anfgang des letzten Jahres auf das Konto des weit verzweigten Familienclans gehen. Besonders perfide: Die Drecksarbeit müssen junge, teilweise strafunmündige Mädchen machen, die auf Einbruchstour geschickt werden. Die Drahtzieher und Vermögensverwalter des Clans sitzen in Kroatien. Dort wurden jetzt zwei führende Köpfe verhaftet. Im Internet ist eine Liste der Gegenstände aus Einbrüchen veröffentlicht, die sichergestellt werden konnten.

Polizeipräsidium München
Polizeipräsidium München

Ein Januartag im Jahr 2016 im Lehel in München: Zwei aufmerksame Zivilbeamte beobachten drei Mädchen, die gerade dabei sind, eine Haustüre aufzubrechen. Die Mädchen sind schnell, geschickt und haben das passende Werkzeug dabei. Sie sind offensichtlich Profis. Die Beamten reagieren sofort, nehmen die Mädchen fest. Was sie in diesem Moment noch nicht ahnen: Sie bringen damit eine internationale Ermittlung ins Rollen. Die Spuren führen zu einem weitverzweigten Einbrecherclan aus Kroatien.

Denn, auch wenn die Mädchen gefälschte Papiere bei sich hatten,  ihre wahren Identitäten konnten anhand der Polizei-Datenbank rasch geklärt werden. Weitere Ermittlungen der nun gegründeten Ermittlungsgruppe „Cucina“ haben dann ergeben, dass die Frauen einer Großfamilie angehören, deren Mitglieder europaweit in Häuser und Wohnungen einbrechen. Alleine den drei Mädchen und den weiteren in München lebenden Teilen des Clans rechnet die Polizei 13 Einbrüche im Raum München zu. Darüber hinaus stehen die Angehörigen der Gruppierung in Verdacht, für zahlreiche weitere Taten in der Region verantwortlich zu sein.

Bald zeigte sich, dass diese Einbrecher zu einem weitreichenden europaweit aktiven Clan gehören mit knapp 500 Mitgliedern gehören, der durch Verwandtschaft oder Heirat miteinander verwoben ist und offensichtlich Teile seines Lebensunterhalts durch Einbrüche und Diebstähle bestreitet. „Das geht soweit, dass jugendliche Einbrecherinnen zwischen den Familien „ausgeliehen“ werden“, sagt Reinhold Bergmann, Kommissariatsleiter Organisierte Einbruchskriminalität (K 51).

Je tiefer die Sonderermittler graben, um so klarer wird das Bild. Der Clan verfügt über eine klare Hierarchie, stellen die Ermittler fest:

  1.  Drahtzieher, Verwalter des Vermögens im Ausland
  2. Wohnungsgeber in Deutschland
  3. Helfer bei Logistik wie Autos und Transport
  4. Jugendliche, meist weibliche Einbrecher

“Der Clan arbeitet auf diese Weise hocheffizient. Wir gehen davon aus, dass diese Gruppierung in Deutschland während der Dauer der Ermittlungen für nahezu jeden fünften Einbruch in Frage kommen kann“, betont Bergmann. So wurde der Fall zu einer der umfangreichsten, die das Kommissariat 51 bislang geführt hat. Das Zusammensetzen des Puzzles führte dazu, dass Mitglieder des Clans auch in Gelsenkirchen, Münster, Villingen-Schwennigen, Hannover und Frankfurt verhaftet werden konnten. Im Juli 2016 stellten die Beamten fest, dass der Clan seinen Aktionsradius nach Spanien/Bilbao verlegt hatte. In Zusammenarbeit mit den spanischen Kollegen, Europol und Eurojust wurden auch dort Mitglieder der Gruppierung festgenommen.

Es zeigte sich dann, dass das erbeutete Geld offenbar nach Kroatien fließt. Die Münchner Beamten stellten daraufhin über die Staatsanwaltschaft München I ein Rechtshilfegesuch. Doch die Polizei will auch an die Hintermänner: So reisen Anfang Mai 2017 fünf Mitarbeiter des Kommissariat 51 und die verantwortliche Staatsanwältin der Staatsanwaltschaft München I nach Kroatien. In zwei Villen treffen sie auf weitere Angehörige der Gruppe. Die Beamten können Schmuck und andere Gegenstände im Wert von rund 100.000 Euro sicherstellen und zwei mutmaßliche Bandenführer mit Hilfe der kroatischen Polizei verhaften. Der Schaden, den die Einbrecherbande angerichtet hat, geht in mehrere Millionen Euro.

Eine gute Nachrichten gibt es aber für einige Einbruchsopfer: So manche Uhr und mancher Ring wird seinen Weg zu ihnen zurück finden. Uhren und Schmuck, die bislang nicht ihren Eigentümern zugeordnet werden können, finden sich auf der Seite: www.securius.eu/de/datenbank