Deutsche und italienische Behörden haben in München einen möglichen Geldwäschering aufgedeckt. Nach Recherchen des ARD-Politikmagazins report München mit dem MDR, dem ARD-Studio Rom und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) sollen rund 70 Millionen Euro illegal über drei Banken verschoben worden sein. Deutsche und italienische Geschäftsleute haben diese Münchner Banken genutzt, um Gewinne aus Schrotthandelsgeschäften zu schleusen.

Symbolbild Geldwäsche Quelle Foto Imago
Symbolbild Geldwäsche, Quelle Foto Imago

Laut Fahndern handelt es sich bei den Ermittlungen des Staatsanwaltschaften München und Mailand gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt (BKA) und den italienischen Carabinieri um einen der größten Fälle von Geldwäsche über Bargeldabhebungen, der in Deutschland aufgedeckt wurde.

Im Februar 2023 fanden sowohl in Italien als auch in Deutschland Razzien statt. Bei diesen Razzien wurden 14 Haftbefehle vollstreckt. Den Beschuldigten wird vorgeworfen, Eisenschrott auf dem Schwarzmarkt gekauft und dann als verarbeiteten Schrott weiterverkauft hat. Die Gewinne wurden dann über ein komplexes Firmengeflecht auf Konten bei drei Banken in München geleitet wurden. Außerdem sollen Gelder durch Geschäfte gewaschen worden sein, die nur auf dem Papier existiert haben. Insgesamt wurden den Recherchen zufolge fast 70 Millionen Euro von zwei Münchner Banken abgehoben und nach Italien geschickt, wo ihr Verbleib unbekannt ist. 

An einem Tag 900.000 Euro in bar bei Münchner Bank abgehoben 

Allein an einem Tag sollen bei einer Bank im Raum München 900.000 Euro in Bar abgehoben worden sein, berichtet der Bayerische Rundfunk. Hauptverdächtiger sei danach Maurizio Rullo, der bei den oben genannten Razzien verhaftet wurde. Rullo soll ein großes Firmenkonstrukt in Europa aufgebaut haben, wobei eine Scheinfirma in München eine besondere Rolle bei der Geldwäscheaktion gespielt haben soll. Rullo hat inzwischen die Beschuldigungen eingeräumt und arbeitet mit den Ermittlungsbehörden zusammen. 

In Deutschland hatte das BKA im Rahmen der Auswertung der geleakten Informationen aus den Paradise Papers Ermittlungen aufgenommen. Dabei stellte sich heraus, dass es eine dubiose Briefkastenfirma in Malta gab, deren Aktivitäten mit einem Geschäftsnetzwerk in München verbunden waren. Etwa zur gleichen Zeit nahmen italienische Ermittler im Rahmen der Operation “Black Steel” die Eisenschrottindustrie in Italien unter die Lupe und fanden mögliche Anzeichen für Geldwäsche. Nach Berichten von Report München, dem MDR, dem ARD-Studio Rom und der F.A.Z. untersuchen italienische Ermittler, ob es eine Verbindung zwischen der ‘Ndrangheta, einer kalabrischen Mafiaorganisation, und diesem Fall gibt, bei dem es um Geldwäsche durch Firmenverflechtungen geht.

Kontroverse Diskussion zur Bargeldobergrenze

Der Vorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Florian Köbler, bezeichnete im Zusammenhang mit diesem Fall „Deutschland ein Geldwäscheparadies“. Wenn knapp 70 Millionen in Cash abgehoben problemlos abgehoben werden könnten, „dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass damit legal Sachen gemacht werden, gleich Null“, so Köbler. Seine Gewerkschaft fordere eine Grenze bei der Bargeldverwendung von maximal 1.000 Euro beim Bezahlen. Das würde das Abheben von Bargeld unattraktiver machen.

In der Ampel-Koalition wehrt sich die FDP gegen eine Bargeldobergrenze von 10.000 Euro, die bei Banken abgehoben werden kann. Florian Toncar (FDP), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, gibt den Schwarzen Peter an die Banken weiter. Er sieht dort die Verantwortung. Sie seien verpflichtet zu hinterfragen, was der Grund für die jeweilige Transaktion ist. Es gehe nicht um ein Verbot beim Abheben von Bargeld, sondern es gehe darum, wie effektiv Geldwäscheverdachtsmeldungen der Banken von den Behörden ausgewertet werden, so Toncar. Die betroffenen Banken, bei denen die große Summen abgehoben wurden, wollten sich zu den verdächtigen Bargeldabhebungen nicht äußern, so die Auskunft des Rechercheteams vom ARD-Politikmagazin report München mit dem MDR, ARD-Studio Rom und von der “Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.).