Für die Münchnerinnen und Münchner mit Zeitkarte wird es ab 2020 preiswerter, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln im MVV-Tarifverbund zu fahren. Der typische Kunde, der bisher eine Monatskarte mit drei Ringen hat, zahlt dann 17 Prozent weniger und kann in der ganzen Stadt mit S-Bahn, U-Bahn, Tram und Bus fahren. Das Abo in dieser M-Zone kostet dann 55,20 Euro. Möglich wurde dies, da der Freistaat Bayern nun bereit ist, ebenso wie die Stadt München 35 Millionen Euro jährlich als Defizitausgleich beizusteuern. Die Tarifstruktur wird vereinfacht. Es gibt künftig im gesamten MVV-Gebiet nur mehr sieben Zonen. Die Tarifringe gehören ab 15. Dezember 2019 der Vergangenheit an. 

U-Bahnhof München
U-Bahnhof München

Nach dem ursprünglichen Plan hätte sich der Preis für Zeitkarteninhaber aus München mit zwei Ringen nach der Tarifreform um neun Prozent verteuert. Dank dem Defizitausgleich des Freistaates Bayern, der nun mit 35 Millionen Euro genau so viel beisteuert, wie die Stadt München, konnte erreicht werden, dass diese Gruppe nicht mehr bezahlen muss wie bisher, dafür aber die gesamte M-Zone befahren kann. Die neue Tarifstruktur bringt für die Kunden im gesamten MVV-Gebiet nun eine durchschnittliche Minderung der Fahrpreise um sieben Prozent. 

Die Gesellschafterversammlung des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) hat am 23. November 2018 die Umsetzung nun die Umsetzung der Tarifreform beschlossen. Im nächsten Schritt werden nun die Zustimmung des Münchner Stadtrates sowie der Kreistage der Verbundlandkreise eingeholt. Bei positivem Votum der Gremien tritt die Neuerung zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2019 in Kraft. Der künftige Tarif wird noch einfacher und klarer strukturiert sein, mit günstigeren Preisen für die breite Mehrheit der Haushalte und einem größeren Geltungsbereich bei vielen Tickets.

Der Vorsitzende der MVV-Gesellschafterversammlung, Oberbürgermeister Dieter Reiter, zeigt sich mit der nun gefundenen Lösung sehr zufrieden: „Da sich der Freistaat Bayern jetzt in gleicher Höhe wie die Stadt München an den Kosten der Reform beteiligt, konnten wir auch für die Münchnerinnen und Münchner weitere deutliche Verbesserungen erreichen: Selbst die bisherigen 1- bis 2-Ring-Kunden zahlen künftig für ihre Monatskarte nicht mehr als bisher, können dafür aber im gesamten Stadtgebiet fahren. Die bisherigen 3-Ring-Kunden zahlen künftig 17 Prozent, 4-Ring-Kunden sogar 30 Prozent weniger. Besonders freut mich auch, dass mit der neuen M-Zone Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende zum bisherigen Preis eines Rings nun den gesamten Innenraum nutzen können. Auch die IsarCard9Uhr sowie die IsarCard65 für die Senioren wird nochmals günstiger, vor allem auch für Fahrten aus der Stadt in die Region. Es ist uns damit gemeinsam gelungen, ein gutes Konsensmodell vorzulegen, mit deutlichen Verbesserungen für die allermeisten Kundinnen und Kunden.”

Das Herzstück der MVV-Tarifreform ist die Vereinheitlichung auf sieben Tarifzonen und damit die Vereinfachung des gesamten Systems, von dem alle Fahrgäste in der Landeshauptstadt und den Verbundlandkreisen profitieren. Innerhalb der neuen Struktur finden Fahrgäste schneller das richtige Ticket, weil für das gesamte Sortiment die gleiche Logik gilt. Die Tarifgrenzen orientieren sich künftig zudem klarer an gewachsenen Siedlungsstrukturen.

In den Monaten seit der letzten Beschlussfassung wurde weiter intensiv an der neuen Tarifstruktur gearbeitet. Trotz aller Verbesserungen gibt es auch Ticketarten, die künftig etwas teurer werden. Bei der Ausarbeitung der neuen Tarifstruktur wurde darauf geachtet, dass solche Preissteigerungen durch andere Vorteile, wie die Ausweitung von Geltungsbereichen oder Schaffung neuer Übergangsbereiche, ausgeglichen werden und möglichst wenige Fahrgäste betreffen.

Insgesamt wurden Preishärten, die in der letzten Vorlage enthalten waren, deutlich abgeschwächt oder komplett beseitigt. In die Arbeiten waren wiederum Politik, zuständige Sachbearbeiter, Verkehrsunternehmen und Fahrgastverbände intensiv eingebunden. Zum Ausgleich der zu erwartenden Mindereinnahmen stellen die MVV-Gesellschafter, Freistaat, Landeshauptstadt und Verbundlandkreise, rund 70 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Über das gesamte Tarifsortiment hinweg betrachtet kann so eine Preisminderung von rund sieben Prozent erreicht werden.

Auch der Bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Dr. Hans Reichhart, hält den Beschluss zur MVV-Tarifreform für einen wesentlichen Bestandteil, um die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs im Großraum München zu steigern. „Es war uns ein Anliegen, dass die Reform mit unserer finanziellen Unterstützung so weiterentwickelt wird, dass der Großteil der MVV-Kunden von Preissenkungen oder jedenfalls gleichbleibenden Preisen profitiert. Dieses Ziel haben wir gemeinsam erreicht“, erklärt er. Nach einem Treffen mit allen kommunalen Vertretern im MVV am 5. Oktober hatte Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder zugesagt, dass sich die Bayerische Staatsregierung mit 35 Millionen Euro zur Kompensation kurzfristiger Mindereinnahmen der Verkehrsunternehmen beteiligen werde. Weitere 15 Millionen Euro will die Bayerische Staatsregierung zur Verbesserung der Taktfrequenzen der S-Bahn auf den Außenästen einsetzen: „Neben einem attraktiven Preisangebot müssen wir auch das Verkehrsangebot auf Bus und Schiene verbessern. Nur so schaffen wir Anreize, den öffentlichen Personennahverkehr verstärkt zu nutzen“, so Reichhart. Im kommenden Frühjahr wird der Bayerische Landtag final über die Mittel für Verbesserungen im MVV entscheiden.

Auch Robert Niedergesäß, Landrat des Landkreises Ebersberg und Sprecher der MVV-Verbundlandkreise, begrüßt die Bereitstellung weiterer Mittel durch den Freistaat: „Es war wichtig und richtig, dass wir auf Nachverhandlungen beim Freistaat Bayern gepocht haben. Zu groß waren beim bisherigen Reformmodell die Härten für einige Fahrgastgruppen, insbesondere für die Einpendler in den Münchner Außenraum und die Senioren. Wir sind Ministerpräsident Markus Söder sehr dankbar, dass er Wort gehalten hat und der Freistaat nun 35 Millionen Euro pro Jahr in einen möglichen Defizitausgleich einbringt. Dadurch konnte die Reform deutlich optimiert und attraktiver gestaltet werden. Neben vielen Vorteilen für die Fahrgäste in der Region bin ich auch besonders stolz darauf, dass es gelungen ist, nun ein verbundweites Sozialticket durchzusetzen – Mobilität darf nicht am Geldbeutel scheitern.“  

MVV-Geschäftsführer Dr. Bernd Rosenbusch bedankt sich bei den MVV-Gesellschaftern für die konstruktive Zusammenarbeit: „Die nun beschlossene Tarifreform bringt nicht nur eine deutliche finanzielle Entlastung großer Gruppen von Fahrgästen. Die neue Tarifstruktur ist auch deutlich einfacher und baut Zugangshemmnisse zum ÖPNV ab. Dafür haben die Verbundgesellschafter rund 70 Millionen Euro bereitgestellt und zukunftsweisend in die Stärkung des ÖPNV investiert. Der neue Tarif wird ein wesentlicher Baustein zur Entlastung des Verbundraums vom Autoverkehr.“

Weiteres Vorgehen

Verbundrat und Gesellschafterversammlung haben mit ihrem Beschluss die Grundlage für die Reform des MVV-Tarifs geschaffen. Nun wird das Reformpaket dem Münchner Stadtrat und den Kreistagen in den Verbundlandkreisen zum Beschluss vorgelegt. Geplant ist, die Tarifreform am 15. Dezember 2019 einzuführen. Bis dahin werden die Tarifbestimmungen aktualisiert, Informationsmaterialien ausgearbeitet sowie Vertriebstechnik und Hintergrundsysteme für den Automaten-, Fahrzeug-, Online- und den persönlichen Verkauf angepasst.