Eine schwere Körperverletzung hat sich am Freitag in München-Freimann ereignet. Ein dunkelhäutiger 39-Jähriger wurde gegen den Kopf bewusstlos getreten. Während die Polizei anfangs von einer rassistischen motivierten Tat ausging, soll es sich nach den Ermittlungen nun ausschließlich um ein Körperverletzungsdelikt handeln.

Polizeipressestelle
Blaulicht Mini der Polizeipressestelle in München

(Update 18.7.2016, 15.40 Uhr) Nachdem die Jugendlichen von der Polizei ermittelt wurden, geht sie nach den bisherigen Ermittlungen davon aus, dass der 39-jährige Lagerist von den Jugendlichen beleidigt wurde und er sie sich deshalb vorknöpfen wollte. Es soll keine Bedrängung und Beschimpfungen von Flüchtingen gegeben haben. Deshalb wird nicht mehr wegen einer rassistisch motivierten Tat ausgegangen.

Die Polizei gibt den Sachverhalt nach den aktuellen Erkenntnissen so wieder: Bei den Jugendlichen handelt es sich um männliche Personen aus München im Alter zwischen 15 und 17 Jahren.  Der 39-Jährige kam in den Abendstunden des 8.7.2016 alkoholisiert mit einem Linienbus an der Haltestelle Heidemannstraße / Werner-Egk-Bogen an. Im gleichen Bus befanden sich bereits die vier späteren Täter. Die vier gaben im Bus Geräusche von sich, die Affenlauten ähnlich waren. Möglicherweise bezog das spätere Opfer diese Laute auf sich. Die bisherigen Ermittlungen konnten nicht bestätigen, dass der 39-Jährige nach dem Aussteigen aus dem Bus auf eine Personengruppe stieß, bei denen es sich offensichtlich um Schwarzafrikaner handelte.

Nach dem Verlassen des Busses ging der 39-Jährige zuerst vor der vierköpfigen Gruppe. Vermutlich wurde er von den Jugendlichen weiterhin verspottet. Der Lagerist drehte sich um und ging in Richtung der Gruppe. Er packte einen der Jugendlichen mit einer Hand am Hals und schob ihn von sich weg. Außerdem bedrohte er die Jugendlichen verbal. Der Jugendliche, welcher von dem Lageristen am Hals gepackt wurde, machte sich weiter über diesen lustig. Der 39-Jährige verfolgte daraufhin den Jugendlichen weiter. Bei einem Mülltonnenhäuschen fand der Jugendliche, ein weißes etwa zwei Meter langes Holzteil. Er wollte damit den Mann auf Abstand halten. Da sich dieser jedoch hiervon nicht beeindrucken ließ, warf der Jugendliche das Holzteil vor seine Füße und rannte davon.

Der 39-Jährige verfolgte den Jugendlichen weiter, woraufhin ihn die anderen drei Jugendlichen angriffen. Zunächst wurden dem 39-jährigen die Beine weggezogen, sodass er zu Boden stürzte. Auf dem Rücken liegend trat ein Jugendlicher dem Mann ins Gesicht und versetzte ihm im Anschluss noch zwei Faustschläge, wobei er mit dem Daumen ein Auge des Mannes traf und es verletzte. Im Anschluss an die Tat flüchteten die Jugendlichen. Gegen den 39-Jährigen wird nun auch ermittelt. Aufgrund des neuen Sachverhaltes wird  von der Polizei nicht mehr von einer Tat mit politisch motiviertem Hintergrund ausgegangen. Die Ermittlungen dauern an.

(Update 14.7.2016, 15:07) Zwischenzeitlich konnte das 39-jährige Opfer vernommen werden. Aufgrund seiner Hinweise und weiterer Ermittlungen liegen nun konkretere Beschreibungen der Täter vor.

Täterbeschreibung:

Vier bis fünf Täter zwischen 16 und 20 Jahre alt, alle mitteleuropäisches Aussehen und alle mit kurzen Haaren; Bekleidung im Rapper-Style. Einer der Täter war 180 cm groß, schlanke, athletische Figur; locker getragene Bekleidung, seitlich sehr kurz rasierte Haare. Einzelne detailliertere Beschreibungen der weiteren Täter liegen nicht vor.

Zeugenaufruf:

Personen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich mit dem Polizeipräsidium München, Kommissariat 44, Tel. 089/2910-0, oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.

(13.7.2016) Ein 39-jähriger Lagerist kam in den Abendstunden des Freitag, 8. Juli 2016, mit einem Bus der Linie 171 an der Haltestelle in der Heidemannstraße/Ecke Werner-Egk-Bogen an. Gegen 22.45 Uhr war er auf dem Heimweg. Im Werner-Egk-Bogen sah er einen größeren Personenpulk. Dieser bestand augenscheinlich aus vier bis fünf Personen weißer Hautfarbe und einer weiteren Gruppe, darunter zwei Frauen, die der Lagerist seinem Eindruck nach als Asylbewerber aus Somalia einstufte. Die Gruppe der Afrikaner wurde nach seinem Eindruck von den anderen angepöbelt. Der Lagerist entschloss sich der Gruppe zu nähern und die Jugendlichen anzusprechen. Hierbei forderte sie der Münchner mit afrikanischen Wurzeln auf, „die Leute aus Somalia in Ruhe zu lassen“. Letztlich gelang es ihm wohl, die Situation zu befrieden und die Jugendlichen entfernten sich.

Auch der Lagerist setzte seinen Weg fort. Nach kurzer Wegstrecke bemerkte er einen Jugendlichen aus der ursprünglichen Gruppe neben sich. Der Jugendliche entriss ihm seine Aktentasche und lief davon. Der 39-Lagerist nahm die Verfolgung auf und rannte in einen Hinterhof, in den er damit offensichtlich gelockt werden sollte. Dort gelang es ihm, den Flüchtenden einzuholen und die Tasche wieder anzunehmen. Der 39-Jährige wurde nun von allen Jugendlichen umringt und attackiert. Der Lagerist kann sich nur noch erinnern, dass er mit einer Holzlatte niedergeschlagen wurde. Am Boden liegend erlitt er mehrere Fußtritte gegen sein Gesicht. Die zahlreichen Fußtritte waren so stark, dass er daraufhin das Bewusstsein verloren haben muss.

Mindestens ein Anwohner wurde auf Geräusche des Geschehens aufmerksam und verständigte die Polizei. Dieser Anwohner war jedoch nicht Augenzeuge der Auseinandersetzung.  Als die Polizei eintraf, konnten die Beamten neben dem Anwohner lediglich den schwer verletzten Lageristen antreffen. Der Schwerverletzte kam in ein Krankenhaus. Dort wurden seine schweren Gesichtsverletzungen operiert.

Gegen die vier unbekannten Täter wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Das Kriminalfachdezernat 4, zuständig für Staatsschutzdelikte, hat die Ermittlungen aufgenommen. Vor Ort wurden Hausbefragungen durchgeführt. Die Ermittlungen sind noch am Anfang. Von den vier tatverdächtigen Personen ist nur ein Schätzalter von 17 bis 20 Jahren bekannt.

Zeugenaufruf:
Personen, die sachdienliche Hinweise zum dem Vorfall im Werner-Egk-Bogen 6, geben können werden gebeten, sich mit dem Polizeipräsidium München, Kommissariat 44, Tel. 089/2910-0, oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.