Wegen versuchtem Mord in drei Fällen ist in München ein 28-jähriger Krankenpfleger aus dem Klinikum rechts der Isar verhaftet worden. Er verabreichte drei Patienten im OP-Aufwachraum einen lebensgefährlichen Medikamenten-Cocktail. Sein Motiv: Nachdem er sie reanimiert hatte, wollte er gegenüber seinen Kollegen als Lebensretter glänzen. Es ist einem Oberarzt zu verdanken, dass der Pfleger aufgeflogen ist. 

Klinikum Rechts der Isar München
Klinikum Rechts der Isar München

Am vergangenen Samstag, 7. November 2020, verschlechterte sich unerwartet in einem Aufwachraum in Klinikum Rechts der Isar in München-Haidhausen der Gesundheitszustand eines 91-jährigen Patienten und einer 54-jährigen Patientin. Beide konnten nur durch die sofortige Einleitung von intensivmedizinischen Maßnahmen gerettet werden.

Ein aufmerksamer Oberarzt veranlasste daraufhin weiterführende Blutuntersuchungen und stellte fest, dass den Patienten eine hohe Dosis nicht verordneter Medikamente verabreicht worden waren. Diese waren in den beiden Fällen lebensgefährlich. Ebenso erinnerte er sich an einen ähnlich gelagerten Vorfall vom 25. Oktober 2020, bei dem sich der Gesundheitszustand eines anderen 90-jährigen Patienten plötzlich verschlechtert hatte. Auch hier erbrachte eine Blutuntersuchung einen identischen Befund.

Bei allen drei Patienten war ein 24-Jähriger im relevanten Zeitraum als ständig anwesender Pfleger eingesetzt gewesen. Dieser Verdacht wurde dann am Sonntag, 8. November 2020, bei der Polizei angezeigt und der Tatverdächtige wurde von Seiten der Klinik nicht mehr zum Dienst eingeteilt.

Der 24-jährige Tatverdächtige ist seit dem 1. Juli .2020 als Krankenpfleger in dem Krankenhaus tätig. Er war für die Überwachung von vier nicht mehr intensivpflichtigen Patienten in einem sogenannten Wachraum zuständig. Hierbei handelt es sich um Patienten, die unter ständiger Aufsicht eines Pflegers und mit Hilfe technischer Überwachungsgeräte beobachtet werden. Diese müssen medizinisch eng betreut werden, bevor sie auf Normalstationen verlegt oder weiterführende Rehabilitationsmaßnahmen eingeleitet werden.

Noch am Sonntag wurden die weiteren Ermittlungen durch die Mordkommission des Polizeipräsidiums München übernommen. Der 24-Jährige wurde am Montag, 9. November 2020, festgenommen und durch Beamte der Mordkommission zum Tatvorwurf vernommen. In seiner Vernehmung bestritt er sämtliche Vorwürfe. 

Allerdings ergab eine Auswertung von Chatverläufen auf seinem Handy, eine Erhärtung des Tatverdachts. Darin hatte er sich gegenüber Kollegen damit gebrüstet, mit seinen Maßnahmen das Leben der Patienten gerettet zu haben. “Er wollte glänzen und als strahlender Ritter dastehen”, so Oberstaatsanwältin Anne Leiding. Er habe eindeutig aus niederen Beweggründen gehandelt und den Tod der Opfer in Kauf genommen. Daher sieht sie auch den Tatbestand des versuchten Mordes für erfüllt. Die Ermittlungsrichterin folgte der Argumentation der Staatsanwaltschaft und erließ am Dienstag einen Haftbefehl  unter anderem wegen des Verdachts des versuchten Mordes in drei Fällen.

Einer der geschädigten Patienten befindet sich nach wie vor in einem kritischen, aber stabilen Gesundheitszustand. In enger Kooperation mit dem zuständigen Krankenhaus wird der gesamte Beschäftigungszeitraum des Tatverdächtigen in Hinblick auf mögliche weitere Opfer oder Auffälligkeiten untersucht werden. Außerdem werden die Ermittlungen auch auf frühere Tätigkeiten vor dem 1. Juli ausgeweitet. Zur Bewältigung der erforderlichen Nachforschungen wurde bei der Mordkommission die Ermittlungsgruppe “Wachraum” mit 10 Beamten eingerichtet.

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