Die Tante Ju aus dem Deutschen Museum in München ist auf ihre alten Tage noch mal auf die Reise gegangen. Allerdings nicht in der Luft, sondern auf dem Tieflader. Am Sonntag rollte sie auf einem Tieflader durch München in das Depot.

Transport Ju 52 Deutsches Museum
Der Tieflader mit dem Rumpf der Tante Ju auf seiner Fahrt durch München (Maximilansbrücke)
Foto: Deutsches Museum

Am Samstag, 25. Juni 2016, wurde das Großexponat mit dem Kran aus der Luftfahrthalle gehoben, die umgebaut wird. Am Sonntag, den 26. Juni 2016, rollten Rumpf und Flügel der Ju 52 auf zwei Tiefladern einmal quer durch München. Um 10.45 Uhr kam die Meldung aus dem Depot: „Der Vogel ist im Nest.“ Ein Wiedersehen für die Besucher des Deutschen Museum gibt es dann im Jahr 2019.

Zunächst wurde die „Tante“ zerlegt, der 14 Meter lange und 2,5 Tonnen schwere Rumpf der Junkers Ju 52 wurde ebenso wie die beiden Tragflächen von der Galerie der Luftfahrthalle ins Erdgeschoss herabgelassen. Am 25. Juni wurden die drei großen Teile dann per Kran aus dem Gebäude herausgehoben, einmal um das Museum herum transportiert und auf zwei Tieflader gehoben. Auf dem einen Tieflader fand der Rumpf Platz, auf dem anderen die beiden Flügel. „Das war echte Zentimeterarbeit“, sagt Reinhard Mücke, der Leiter der Flugzeugwerkstatt des Deutschen Museums. Als die Tragflächen auf dem Tieflader standen, war auf beiden Seiten gerade noch fünf Zentimeter Platz.

Am Sonntag um 9.15 Uhr startete der Konvoi. Von der Corneliusbrücke gingen die beiden Tieflader der Firma Schenker München auf die Reise quer durch München – an der Isar entlang, am Maximilianeum vorbei, auf die Einsteinstraße und auf die A 94. Wo die Tante Ju dann hinfuhr, behält das Museum für sich: „Wir wollen aus Sicherheitsgründen nicht, dass der Standort des Depots allgemein bekannt wird“, sagt Gerrit Faust, Pressesprecher des Museums.

Der Grund für den Transport: Für die Modernisierung des Museums muss ein Teil des Ausstellungsgebäudes leergeräumt werden. Diese Arbeiten werden bis Juli 2016 abgeschlossen sein. Rund 11 000 Objekte, viele davon tonnenschwer, müssen abtransportiert und eingelagert werden. „Ende nächster Woche wollen wir mit den Großexponaten fertig sein“, sagt Daniela Focke, die Umzugskoordinatorin des Museums.

Ursprünglich war das Museum davon ausgegangen, die Tante Ju sei zu groß, um sie aus dem Ausstellungsgebäude zu schaffen. Aber die Flugzeug-Experten des Deutschen Museums haben es doch geschafft. „Flügel und Leitwerk ließen sich überraschend einfach vom Rumpf trennen, das Flugzeug ist nämlich konservatorisch in ausgezeichnetem Zustand“, sagt Reinhard Mücke.

Das Flugzeug hat eine bewegte Geschichte: Die Tante Ju wurde 1947 in Frankreich gefertigt und war für das französische Militär in Nordafrika unterwegs. Am 11. September 1957 hatte sie ihren letzten Flug: Sie wurde von Frankreich nach München-Riem überführt, um dem Deutschen Museum übergeben zu werden – zum symbolischen Kaufpreis von einem Franc. Die Bundeswehr brachte sie von Riem aus in den Innenhof des Deutschen Museums. Erst war sie in der „Historischen Luftfahrt“ untergebracht, 1984 zog sie die neue Luftfahrthalle um.

Woher die besondere Faszination der Tante Ju kommt? Schließlich kennt sie jeder Münchner. Nicht nur aus dem Museum, sondern auch von den Ju-52- Rundflügen über München und ihrem sehr charakteristischen Motorengeräusch. Luftfahrt-Kurator Hans Holzer vom Deutschen Museum erklärt: „Die Tante Ju verkörpert das goldene Zeitalter der Luftfahrt – und steht für Pioniergeist und großes Abenteuer.“ 5000 Stück wurden zwischen 1932 und 1952 hergestellt. Die Ju 52 symbolisiert auch den Aufstieg der Lufthansa und gilt bis heute als extrem robust – nicht umsonst sind immer noch eine Handvoll Maschinen im Einsatz.

Im Jahr 2019 kehrt die Tante Ju auf die Museumsinsel zurück: Dann sollen die neu konzipierten Ausstellungen des Museums eröffnet werden – in den bis dahin komplett sanierten Gebäudeteilen.