Nach der Entscheidung des Bundesgesundheitsministerium, die Impfungen mit dem AstraZeneca kurzfristig vorsorglich auszusetzen, hat das Gesundheitsamt München umgehend reagiert. Alle AstraZeneca-Impftermine wurden kurzfristig ausgesetzt. Die Betroffenen haben eine Absage ihres Impftermines erhalten. Etwa 20.000 wurden in München mit dem Impfstoff geimpft. Das Risiko, dass jemand dadurch an einer Hirnvenenthrombose zu erkrankt ist, beträgt etwa 1:250.000. Aber es gibt auch zwei gute Nachrichten: Die Alten- und Servicezentren beginnen mit dem Impfen von Senioren, die sich schwer tun, zum Impfzentrum zu gelangen. Außerdem testen zwei Hausarztpraxen die Abläufe, um Erfahrungen für die die Impfkampagne bei Hausärzten zu sammeln.

AstraZeneca Covid-19 Impfstoff
Quelle Foto: AstraZeneca

(Update 17.3.21)

Impfungen der Lehrerinnen und Lehrer liegen wegen AstraZeneca Stopp auf Eis

Eigentlich sollte am kommenden Montag in München mit dem Impfen der 30.000 Lehr- und Erziehungskräfte begonnen werden (Siehe Erstmeldung unten vom 15.3.). Die Impftermine liegen nun bis zur endgültigen Entscheidung über diesen Impfstoff auf Eis. Gesundheitsreferentin Beate Zurek hofft, dass er möglichst schnell wieder freigegeben wird, sonst würde die Impfkampagne erheblich verlangsamt. 

Um Abläufe zu üben: Wegen AstraZeneca Stopp können nur zwei Hausarztpraxen starten 

Ab April sollen laut Gesundheitsministerium bayernweit niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Corona-Schutzimpfungen verabreichen. In München haben bereits jetzt zwei Hausarztpraxen mit Impfungen begonnen. Ziel ist es, die Abläufe in den Praxen und den Umgang mit den neuartigen Impfstoffe zu erproben, die zum Teil besondere Anforderungen an Lagerung und Verabreichung stellen. Dieses Projekt ist in Absprache und auf Wunsch der Praxen entwickelt worden.

Geimpft werden nur Personen mit höchster Priorität, die bereits im bayerischen Impfportal registriert sind. Im Zuge von Hausbesuchen werden auch immobile Impfberechtigte geimpft. Die in einer dritten Praxis mit AstraZeneca geplanten Impfungen mussten aufgrund des gestern vom Bundesgesundheitsministerium verfügten vorläufigen Impfstopps abgesagt werden.

Dazu erklärt Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek: „Durch die Unterstützung des Gesundheitsreferats in den Hausarztpraxen leisten wir einen wichtigen Beitrag für einen möglichst reibungslosen Impfstart. Die Erkenntnisse, die während des zwei Wochen dauernden Tests bis Anfang April gewonnen werden, werden allen impfenden Ärztinnen und Ärzten in München zur Verfügung gestellt. Wenn genügend Impfstoff zur Verfügung steht, steht von unserer Seite einem Impfstart ab Anfang April nichts mehr im Wege.“ 90 Prozent der Münchner Hausarztpraxen haben sich bereit erklärt, ab April Corona-Schutzimpfungen zu verabreichen. Zusätzlich hat das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege eine weitgehende Entbürokratisierung in Aussicht gestellt, um die Impfung der breiten Gesellschaft zu beschleunigen.

Impfungen in den Alten- und Service-Zentren starten

Am Mittwoch, 17. März 2021, starten die ersten wohnortnahen Impfungen in den Alten- und Servicezentren. Den Anfang macht diese Woche das ASZ Untergiesing mit 130 bereits terminierten Impfungen. In den nächsten Wochen folgen weitere Angebote schwerpunktmäßig für über 80-Jährige Münchnerinnen und Münchner, für die der Weg nach Riem ins Impfzentrum zu beschwerlich ist. Die Senioren werden mit Biontech-Impfstoff geimpft. 

Die Alten- und Service-Zentren gehen aktiv auf Bewohnerinnen und Bewohner in den jeweiligen Stadtteilen zu, koordinieren die Terminvergabe und unterstützen die Impfungen vor Ort. Die Planungen für weitere Alten- und Service-Zentren laufen auf Hochtouren.


(Erstmeldung 15.3.21) Nach der vorsorglichen Aussetzung der Impfung mit dem AstraZeneca Impfstoff hat das Gesundheitsreferat unverzüglich reagiert und das Münchner Impfzentrum angewiesen, alle am Montag noch vereinbarten AstraZeneca-Termine mit dem Impfstoff von BioNTech durchzuführen. 

Ab Dienstag, 16. März 2021 sind alle AstraZeneca-Impftermine bis auf Weiteres ausgesetzt. Betroffene erhalten über das Registrierungsportal BayIMCO beziehungsweise über das Impftelefon eine Terminabsage. Insgesamt mussten 1.500 Termine abgesagt werden. Das Gesundheitsreferat geht davon aus, dass die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) im Laufe der Woche noch zu einer Entscheidung kommen wird, wie weiter verfahren werden kann.

Bisher erhielten in München rund 14.400 Menschen die Erstimpfung mit AstraZeneca im Impfzentrum, rund 6.100 Impfdosen wurden an die Kliniken abgegeben. Die ersten Personen in München wurden Mitte Februar mit AstraZeneca geimpft. Aktuell stehen keine Zweitimpfungen an, die nach bisherigen Vorgaben innerhalb von 12 Wochen erfolgen sollen. Wenn eine Impfung mit AstraZeneca wieder aufgenommen werden kann, dann kann auf die vorhandenen Dosen zurückgegriffen werden, die sechs Monate haltbar sind. 

Gehäufte Fälle einer Hirnvenenthrombose

Den Ausschlag für die Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts zur vorübergehenden Aussetzung der AstraZeneca-Impfungen waren in wenigen Tagen auffällig gehäufte Fälle einer  Sinusvenenthrombose (Hirnvenenthrombose) bei sechs Frauen und einem Mann im Alter von 24 bis 48 Jahren. Drei Personen davon sind verstorben. In Deutschland wurden bis 14.3.21 insgesamt 1.647.000 Erstimpfungen des schwedisch-britischen Herstellers verabreicht. Das bedeutet, dass statistisch eine Person von etwa 250.000 Geimpften von dem Problem betroffen ist.

Für die weiteren Untersuchungen benötigt das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) etwa eine Woche. Es soll geklärt werden, ob es sich um eine zufällige Häufung handelt, ob nur bestimmte Impfstoff-Chargen betroffen sind oder spezielle gesundheitliche Konstellationen die Ursache der jüngsten Fälle sind.  

Die Häufigkeit dieser seltenen Krankheit wird in der Fachliteratur auf eine Inzidenz von 3 bis 4 auf eine Million Einwohner geschätzt. Am meisten betroffen sind die Personengruppen von 30 bis 50 Jahren. Das Verhältnis von erkrankten Frauen und Männern beträgt 3:1. Die Todesrate beträgt acht bis 15 Prozent. Bei 50 Prozent der weiblichen Fälle werden hormonelle Ursachen diagnostiziert, wie etwa Schwangerschaft oder orale Einnahme von Verhütungsmittel (Ovulationshemmer). 30 Prozent aller Fälle leiden an Thrombophilie, also der erhöhten Neigung zur Thrombose.  

Symptome der Hirnvenenthrombose

Das PEI fordert AstraZeneca Geimpfte auf, die auch vier Tage nach der Impfung noch über Unwohlsein klagen, wo starke andauernde Kopfschmerzen (in 90 Prozent der Fälle) und/oder punktförmige Hautblutungen (Petechien) hinzukommen, sollten sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben. Wer sieben bis 16 Tage nach der Impfung keine einschlägigen Symptome zeigt, braucht nicht mehr zu befürchten, dass er im Zusammenhang mit der Impfung an dieser speziellen Thrombose erkrankt ist.