Seit Jahren werden Senioren von sogenannten Callcenter-Betrügern um ihre Vermögenswerte gebracht. Jetzt ist der echten Polizei ein entscheidender Schlag gegen die Drahtzieher in der Türkei gelungen. 31 Personen einer Bande von Telefonbetrügern wurden festgenommen, darunter die “Erfinder” der Betrugsmasche. Es konnten unter anderem 1.5 Mio. Euro Bargeld, 200.000 US-Dollar, 5 Kilogramm Gold sowie viele Immobilien, Fahrzeuge und Firmenanteile beschlagnahmt werden. 

Plakat Warnung vor falschen Polizisten
Plakat Warnung vor falschen Polizisten
Quelle Polizeipräsidium München

Kriminelle Organisationen aus dem Ausland nehmen in oft perfider Art und Weise zumeist betagte Mitbürger in Deutschland durch Telefonbetrügereien aus. Durch diese Taten werden oftmals Existenzen vernichtet und Lebenswerke zerstört. Gleichzeitig werden bei den Opfern extreme seelische Schäden verursacht. Das bei den Menschen in der Regel große Vertrauen in Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht wird dazu schwer beeinträchtigt.

Die AG Phänomene des Kriminalfachdezernates 3 im Polizeipräsidium München ermittelt seit 2017 gegen Führungsköpfe eines Callcenters in Izmir, welche in mehreren Fällen für große Vermögensschäden der letzten Monate in München verantwortlich sind. Die letzten Abholer, die in München festgenommen werden konnten, wurden ebenfalls durch diese Täter beauftragt. Nachdem die Gruppierung deutschlandweit tätig war, entwickelte sich in diesem Zusammenhang eine gute Zusammenarbeit mit dem LKA Düsseldorf sowie dem Polizeipräsidium Heilbronn, welche wegen Fällen in ihrem Zuständigkeitsbereich ebenfalls gegen den gleichen Täterkreis ermittelten.

Der Kopf der Organisation war im Jahr 2012 als damals 23-Jähriger aus dem Bremer Landgericht geflüchtet und hatte sich in die Türkei abgesetzt. Seine Mittäter in Izmir befanden sich in der Vergangenheit allesamt in Deutschland und wurden teilweise nach schwerwiegenden Straftaten abgeschoben beziehungsweise sind ebenfalls aus Deutschland geflüchtet. Der Kern der Bande gilt als Erfinder des Straftatenphänomens „Falsche Polizeibeamte“.

Gleichzeitig zu den Ermittlungen in Deutschland wurden in der Türkei Ermittlungen geführt. Hier wurde sowohl über Rechtshilfe, als auch über den Interpol-Kanal ein intensiver Informationsaustausch unter Einbindung des Verbindungsbeamten vom Bundeskriminalamt betrieben. Jetzt ist es der Generalstaatsanwaltschaft und der Polizei in Izmir gelungen, einen bedeutenden Schlag gegen das Callcenter und dessen Führung zu landen.

In den türkischen Medien wird aktuell zu dieser großen Polizeiaktion mit folgenden Schlagworten berichtet:

  • 31 Festnahmen, darunter auch die relevanten Führungsköpfe der Organisation
  • 48 Wohnungs- und Geschäftsdurchsuchungen
  • Sicherstellungen von 1,5 Millionen Euro, sowie 200.000 US Dollar Bargeld, 5 kg Gold, 20 bis 25 Armbanduhren und fünf unterschiedliche illegale Schusswaffen,
  • Beschlagnahme vieler Immobilien, Fahrzeuge und Firmenanteile.
  • Die Ermittlungen in Izmir werden wegen des Bildens einer kriminellen Vereinigung,
  • qualifizierten Betruges, sowie Geldwäsche und anderen Delikten geführt.

So gehen die Callcenter-Betrüger Betrüger vor 

Den Opfern wird am Telefon vorgetäuscht, dass die Polizei anrufen würde. Man habe beispielsweise eine Einbrecherbande geschnappt, welche die Daten der Opfer mit sich führten. Es stehe nun zu befürchten, dass die Wertsachen des älteren Opfers, Bargeld, Schmuck zu Hause und auch auf der Bank in Gefahr seien und darum durch einen Polizisten geschützt werden müssen. Das Opfer wird so veranlasst, die Wertsachen in der Nähe des Anwesens für den angeblichen verdeckten Ermittler abzulegen oder ihm persönlich auszuhändigen.