87 Meter Länge, 42 Achsen, 529 Tonnen Gesamtgewicht: Das sind die Ausmaße des Riesen-Transporters der am Freitag und am Wochenende quer durch München unterwegs sein wird. Es ist die Lieferung der zweiten Gasturbine mit einem Gewicht von 210 Tonnen, die als Ziel das Kraftwerk Süd in München-Sendling haben wird. Deswegen gibt es in auf dem Weg von der Stadtgrenze bis in die Brudermühlstraße zahlreiche Halteverbote, damit der Koloss problemlos durchkommt.

Schwertransport einer Gasturbine durch München zum Heizkraftwerk München-Süd
Schwertransport einer Gasturbine durch München zum Heizkraftwerk München-Süd
Quelle Foto SWM München, patch-st

Fünf mal fünf Meter Umfang haben die beiden neuen Gasturbinen, die künftig im Heizkraftwerk-Süd ihre Arbeit verrichten werden. Die erste Turbine samt dem dazugehörigen Generator ist bereits vor einem Monat geliefert worden. Diese Wochenende wird ein Tieflader mit dem zweiten Großtransport die Stadt queren. 

Auf der gesamten Strecke des Transports von der Stadtgrenze im Norden durch die Ingolstädter Straße mit einem Umweg über Freimann, dann durch Schwabing die Leopoldstraße und Ludwigstraße stadteinwärts, über die Sonnenstraße nach Sendling zur Brudermühlstraße ist mit Halteverbotsschildern gepflastert, damit der überlange Schwertransport durch kommt. Am Freitag Nacht geht es los und am Sonntag wird die zweite Etappe zum Ziel in Angriff genommen. Die genauen Transportdaten werden nicht bekannt gegeben, damit wegen der Coronakrise keine Menschenansammlungen entlang der Strecke entstehen. 

Die gesamte Reise des Giganten war freilich noch länger: Am ostfranzösischen Standort Belfort des Herstellers GE waren die Einzelteile zusammengefügt und aufs Transportschiff verladen worden. Von dort ging es über Rhein, Main, den Kanal und Donau nach Kelheim. Umfangreiche Vorplanungen und Messungen waren notwendig, bevor die Schwertransporte vom Hafen Kelheim auf dem Landweg weiterfahren durfte: Die Statik von Fahrbahnen und Brücken musste überprüft, Kurven ausgemessen und teils Ampeln an Kreuzungen abgehängt werden. Hersteller, Transportfirma, die Stadtwerke München (SWM) und die Polizei arbeiteten für das logistische Meisterstück intensiv zusammen.

Die beiden Gasturbinen für die Strom- und Wärmeerzeugung ersetzen die alten Maschinen im Heizkraftwerk München-Süd. Sie warten mit einem höheren Wirkungsgrad und nochmals verbesserten Abgaswerten auf. Helge-Uve Braun, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke München erklärt dazu: „Wir erzeugen hier Strom und Heizenergie mittels Kraft-Wärme-Kopplung. Diese Methode ist sehr effizient und umweltfreundlich, da die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme in mehreren Schritten zur Fernwärmeerzeugung weiterverwendet wird. Erdgas als den saubersten der fossilen Rohstoffe benötigen wir noch solange, bis wir die Energie für München komplett CO2-neutral erzeugen können. In der Übergangsphase wollen wir diesen Brennstoff so effizient wie möglich nutzen.“

Der verantwortliche Standortleiter vom Heizkraftwerk München-Süd, Thomas Gilg erläutert die weiteren Schritte: „Jetzt steht die Jahreszeit mit geringerem Energiebedarf an. Die sogenannte Schwachlastzeit nutzen wir für den Ausbau der alten Anlagentechnik, Einbau, Tests und Inbetriebnahme der neuen Anlagen. Unser Ziel ist es, vor dem Beginn der neuen Heizperiode im Herbst beide neue Anlagen am Netz zu haben. Das wird knifflig, weil zahlreiche Gewerke aufeinander abgestimmt werden müssen und planmäßige Revisionsarbeiten inklusive der Erneuerung der Leittechnik anstehen.”

Dieses große Projekt ist allerdings nicht das einzige, das derzeit am Energiestandort Süd abgewickelt wird. Hier findet momentan der Wandel von der alten zur neuen Energiewelt statt: Seit 1899 wird hier Strom für die Stadt erzeugt. Nach Phasen mit Kohle- und Müllverbrennung ist seit rund zwei Jahrzehnten die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) auf Erdgasbasis Stand der Technik. Die Zukunft gehört zunehmend aber den erneuerbaren Energien.

Der 175 Meter hohe Kamin aus der Zeit der Müllverbrennung wird nicht mehr benötigt und jetzt Stück für Stück abgetragen. Auf der Nordseite des Geländes zwischen Isarkanal, Schäftlarnstraße und Großmarkthalle schließen die SWM derweil die letzte von sechs erfolgreichen Erdwärmebohrungen ab. Hier entsteht Deutschlands größte Geothermieanlage, die Wärme für mehr als 80.000 Menschen liefern wird. Zudem entstehen dort ein Wärmespeicher und eine große Kältezentrale für die Fernkälteversorgung der Innenstadt.

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