Ein 13-Jähriger aus München ist in der südtürkischen Stadt Gaziantep vor der Ausreise nach Syrien gefasst worden. Er wollte nach Syrien ausreisen, um sich dem Dschihad der Terrormiliz IS anzuschließen.

Screenshot Erasmus Monitor
Screenshot Erasmus Monitor zum Blog “Wege eines 13-Jährigen in den Djihad”

(29.7.2015) Die Münchner Polizei hat am Mittwoch einen Bericht der Süddeutschen Zeitung bestätigt, dass in einer Grenzstadt in der Türkei zu Syrien ein 13-jähriger Jugendlicher aus München von der türkischen Polizei in Gewahrsam genommen worden ist, der sich dem IS anschließen wollte. Ein Journalist hatte der Polizei am 24. Juli 2015 gemeldet, dass sich der Jugendliche im Internet-Chat um Kontakte zur Schleusung aus der Türkei nach Syrien bemühe. Der Polizei war der Fall schon bekannt. Über einen Fake-Account wurde Kontakt zu dem 13-Jährigen aufgenommen und so sein Aufenthaltsort festgestellt. Die Behörden informierten dann die türkische Polizei, die den Jungen festsetzte. Jetzt wartet er in einer Jugendeinrichtung in der Türkei darauf, nach Deutschland zurückgebracht zu werden.

Im Mai 2015 hatte er noch in der Münchner Fußgängerzone am “Lies mich!”-Stand der Organisation “Die wahre Religion” kostenlose Exemplare vom Koran verteilt (siehe Screenshot mit Foto aus dem Blog Erasmus Monitor). Seine alleinerziehende Mutter war mit der zunehmenden Radikalisierung ihres Sohnes überfordert und hat ihn im Juni in eine Jugendhilfeeinrichtung in Dachau gegeben. Dort wurde er am 21. Juli 2015 als vermisst gemeldet. Wie sich nach den Recherchen von Erasmus Monitor herausstellte, hat er einen Pass von einem Deutsch-Türken gestohlen und ist damit zusammen mit einer Verwandten, die sich mit einem IS-Kämpfer verheiraten wollte, aus Deutschland ausgereist. Da er älter wirkte, fiel er bei den Passkontrollen nicht auf und konnte mit dem Dokument in die Türkei gelangen. Da die Verwandte wegen Visumproblemen dort nicht einreisen konnte, schlug er sich alleine in die türkische Grenzstadt durch. Völlig mittellos suchte er im Internet Hilfe bei vermeintlichen IS-Kontaktpersonen, die ihm helfen sollten, nach Syrien zu gelangen.

Der Münchner Kripo und dem Bundeskriminalamt war zu dem Zeitpunkt schon bekannt, dass sich der Jugendliche in der Türkei befand, hatte ihn jedoch aus den Augen verloren. Als sich der Journalist am 24. Juli bei der Polizei meldete und mitteilte, dass er im Chat-Kontakt mit dem 13-Jährigen war, übernahm die Polizei verdeckt die weitere Kommunikation mit ihm. Die türkischen Behörden unterstützten das Ersuchen aus München und konnten ihn in Gaziantep aufspüren.

Die ganze Geschichte ist im Blog Erasmus Monitor zu finden: Wege in den Djihad: “Uff, was mach’ ich jetzt?”