Die Verschwörungstheoretiker haben nach dem Amoklauf im Olympia-Einkaufszentrum in den sozialen Medien Hochkonjunktur. Denn sie wollen nicht glauben, dass die Tat von einem psychisch kranken Einzeltäter verübt worden ist. So müssen unter anderem ein Weihnachtsmann im OEZ und eine Hubschrauberstaffel dafür herhalten, um zu beweisen, dass mehr dahinter steckt – also ein islamistischer Terroranschlag mit mehreren Tätern.

Santa Claus Hat

 Grafik von http://cliparts.co/clip-art-santa-hat

Was nicht sein darf, kann nicht sein – das ist der Denkansatz von Verschwörungstheoretikern, die in den sozialen Medien im Internet zuhauf anzutreffen sind. So auch nach dem Amoklauf am vergangenen Freitag im Olympia-Einkaufszentrum in München. Auf “Teufel komm raus” muss bewiesen werden, dass nicht einzelner Amokläufer unterwegs war, sondern dass mehr dahinter steckt – nämlich ein vertuschter islamistischer Terroranschlag mit mehreren Tätern.

So wurde unter anderem ein Nikolaus thematisiert, der im OEZ angeblich unter seinem roten Rock Waffen versteckt hatte und nach der Tat verschwunden war. In der Tat fragt man sich, was macht ein Weihnachtsmann mitten im Sommer in einem Einkaufszentrum. Die Erklärung ist ebenso einfach wie kurios: Inzwischen hat sich eine Promotionagentur gemeldet, dass ein Promoter von ihnen im OEZ gebucht worden war. Dort sollte der Nikolaus mit Sonnenbrille in der Galeria Kaufhof – man lese und staune  – ” vorweihnachtliche Freude mit Lollies” vermitteln.

Ein anderer Beweis, dass die Polizei bereits weit vor dem Datum von einem bevorstehenden und später tatsächlich stattgefundenen Terroranschlag Wind bekommen haben musste, ist für die Verschwörungstheoretiker, dass schon Tage vorher und am Tattag große Staffeln von Polizeihubschraubern im Formationsflug über München geflogen sind. Doch auch hier ist die Erklärung einfach. Bereits in der Pressemeldung der Bundespolizei vom 11. Juli 1016 steht, dass die Fliegerstaffel vom 18. bis 28. Juli 2016 eine große Übung im hochalpinen Bereich durchführen werden. “Von der Basis in Oberschleißheim aus starten die Besatzungen gegen 9 Uhr in die Alpenregion, um die erforderlichen Flugeinweisungen zu erhalten und kehren zwischen 17 und 18 Uhr nach Oberschleißheim zurück.

Die Mehrtäter-Theorie wird mit mehreren “Beweisen” versucht, zu untermauern. So kursieren in den sozialen Medien zwei Bilder nebeneinander, das den jugendlichen Ali David S. und ihn bei der Schussabgabe vor dem McDonalds zeigt. Das könne unmöglich ein und die selbe Person sein, wird gemutmaßt. Untermauert wird dies dann noch mit einem anderen Bildvergleich: Bei den Fotos und Videosequenzen vor dem McDonalds und auf dem OEZ-Parkdeck trägt S. ein anderes T-Shirt, als es dann auf einem Fotos eines Anwohners zu sehen ist, wo seine Leiche in der Henckystraße liegt. Hier hat das ermittelnde Landeskriminalamt inzwischen aufgeklärt. Er hatte zwei T-Shirts übereinander an, wie LKA-Sprecher Ludwig Waldinger erklärte.  Gegenüber der Münchner Zeitung tz sagte er, dass das eine Eigenheit von S. gewesen sei und die Familie inzwischen beide Shirts dem Täter zugeordnet habe.

In den Augen verschiedener Verschwörungstheoretikern wird zudem vertuscht, dass es doch mehrere Anschläge im Stadtgebiet gegeben habe. Schließlich hätten mehrere Augenzeugen von Personen mit Langwaffen am Stachus und am Isartor gesehen. Das hat der Münchner Polizeipräsident Hubertus Andrä jedoch schon in der Pressekonferenz in der Tatnacht richtig gestellt. Es waren Zivilpolizisten, die mit Gewehren im Anschlag nach den Notrufen wegen vermeintlicher Schüsse in der City unterwegs waren. Die Zivilbeamten haben zwar Westen mit Polizeiaufschrift im Auto dabei. Weil aber so schnell reagiert werden musste,  haben in der Eile viele ihnen die Westen nicht mehr übergestreift. Ein Vorgehen, das man bei künftigen Einsätzen überdenken müsse, so Andrä. Denn das hat schließlich dazu geführt, dass Zeugen deshalb den Notruf gewählt haben und vermeintlich bewaffnete Terroristen gemeldet haben. Mit der Folge, dass die Polizei dann selbst von mehreren Tätern ausgehen musste und die Terrorwarnung bis zur Abklärung längere Zeit aufrecht erhalten musste.