Die Gesellschafter des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) haben sich am 24. November 2017 im Kern über die neue Tarifstruktur geeinigt, die ab 2019 gelten soll. Das Tarifsystem soll einfacher werden, der Innenraum vergrößert und die Sperrzeiten für das Seniorenticket abgeschafft werden. Dafür gilt dann die heutige Isarcard60 erst ab 65 Jahren.

U-Bahn Marienplatz
U-Bahn Marienplatz

Die MVV-Gesellschafter haben heute über die MVV-Tarifstrukturreform beraten. Die Arbeiten dazu sind weit fortgeschritten, die Konturen einer Reform sind mittlerweile klar erkennbar. Bei der Ausgestaltung des konkreten Preistableaus besteht allerdings noch zusätzlicher Beratungsbedarf.

Folgende Neuerungen sind geplant:

  • Vereinfachung: nur noch sieben Tarifkreise

Das MVV-Tarifsystem soll für fast alle Tarifprodukte auf Basis von sieben Tarifkreisen vereinheitlicht und damit einfacher werden. Zudem sollen so die hohen Preissprünge bei Einzel- und Tageskarten abgebaut werden. Die Hauptkritikpunkte am heutigen System würden dann künftig entfallen.

  • Innenraum künftig eine einzige Preisstufe

Ganz München und einige Nachbargemeinden sollen zu einer Tarifzone „Innenraum“ zusammengefasst werden. Der Wegfall der Tarifgrenzen im Innenraum macht den MVV-Tarif einfacher.

  • Gezielte Anpassung von rund 70 Tarifgrenzen

Der einheitliche Innenraum soll viel weiträumiger, die Tarifkreise im Außenraum doppelt so groß werden. Durch die Anpassung von Tarifgrenzen soll bei rund 70 Orten das gesamte Gemeindegebiet auf der Tarifgrenze platziert werden, derzeit sind dies meist nur Ortsteile oder auch nur der betreffende S-Bahn-Bahnhof. Die Kunden könnten künftig so günstiger nach München fahren.

  • Abschaffung der Sperrzeit im Seniorentarif

Die Sperrzeit im Seniorentarif soll abgeschafft werden, dafür wird die Altersgrenze auf 65 Jahre angehoben: Die IsarCard60 wird zur IsarCard65.

  • Verbundweites Sozialticket

Ein verbundweites Sozialticket soll eingeführt werden.

Preisgestaltung ist noch offen

Denn größten Beratungsbedarf gibt es noch bei der Ausarbeitung der finalen Preisgestaltung. Hier müssen sich die Gesellschafter aus der Stadt München und den acht Landkreisen sowie des Freistaates Bayern, der für den S-Bahn-Betrieb verantwortlich ist, noch zusammenraufen. Die Vorgabe der Gesellschafter für die Tarifstrukturreform lautete auf Einnahmenneutralität. Das hat zur Folge, dass günstigere Preise für bestimmte Kundengruppen zwangsläufig zu Aufschlägen bei den Fahrpreisen für andere Kundengruppen führen. Hier gilt es, wie für die konkurrierenden Ziele „Einfachheit“ und „Gerechtigkeit“ austarierte Kompromisse zu finden. Die MVV-Gesellschafter haben die Entscheidungsprozesse aber noch nicht abgeschlossen und die MVV GmbH gebeten, mit den Gutachtern und den Verbundpartnern weiterzuarbeiten. Wenn die Arbeiten Anfang 2018 abgeschlossen werden können, könnte die Tarifstrukturreform im Dezember 2018 umgesetzt werden. Es gilt aber der Grundsatz „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit“.

Die Tarifstruktur ist nur ein Teil der vorgesehenen Tarif- und Vertriebsreform. Weitere Bestandteile sind die Erarbeitung und Umsetzung eines modernen e-Ticketings mit automatisierter Fahrpreisfindung. Die MVV-Gesellschafter haben beschlossen, hierzu im kommenden Jahr ein Feinkonzept erstellen zu lassen und in 2019 einen Pilotversuch zu starten.

Bus- und Bahnfahren würde durch die neue Tarifstruktur viel einfacher, weil künftig nahezu alle Tickets der gleichen Preislogik folgen würden. Viele Fahrgäste würden von stabilen oder sinkenden Ticketpreisen profitieren. Für Einzel- und Tageskarten würden die hohen Preissprünge abgebaut und somit ein Hauptkritikpunkt am bestehenden System beseitigt. Die Preisstruktur wäre gerechter und klarer. Der Geltungsbereich würde sich für die meisten Zeitkartennutzer vergrößern. Innen- und Außenraum würden enger zusammenwachsen, der Zugang zu Bus und Bahn erleichtert.