Endlich fährt er, der neue U-Bahnzug vom Typ C2 – wenn vorerst auch nur auf der Strecke zwischen Fröttmaning und Garching. Vor zwei Jahren wurde das neue Modell bereits pompös vorgestellt – doch die Zulassungsbehörde in der Regierung von Oberbayern hat immer wieder bürokratische Stolpersteine in den Weg gelegt. Damit die 21 nagelneuen Züge im Wert von 185 Millionen Euro nicht weiterhin im Betriebshof und beim Hersteller Siemens vergammeln, musste nun sogar Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) seiner untergeordneten Behörde gehörig auf die Füße treten.

Neuer U-Bahnzug C2 im Fahrgasteinsatz
Neuer U-Bahnzug C2 im Fahrgasteinsatz MVG München
Foto Wolfgang Wellige

Im Februar 2014 wurde bereits der erste U-Bahnzug vom Typ C2 in München vorgestellt. Zwei Jahre hat es gedauert bis einer der 21 nagelneuen Züge von der Regierung von Oberbayern  wenigstens eine vorläufige und befristete Betriebsgenehmigung für die Strecke von Fröttmaning nach Garching erhalten hat. Zwei weitere Züge sollen in Kürze zugelassen werden. Hohe bürokratische Hürden haben eine allgemeine Zulassung bisher nicht möglich gemacht. Zuletzt wurden von der Technischen Aufsichtsbehörde (TAB) bei der Regierung von Oberbayern theoretisch-rechnerische Nachweise zum Lichtraum verlangt. Heißt: Es muss theoretisch nachgewiesen werden, dass die Züge nicht im Tunnel oder am Bahnsteig anecken.

Ursprünglich war geplant, die neuen Züge schon ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2014 einzusetzen, um auf der völlig überlasteten Strecke der U6 einen Zweiminuten-Takt zu ermöglichen. Nun ist die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) froh, das ein Zug nach dem anderen und eine Stecke nach der anderen die Betriebsgenehmigung erhalten. Die Zulassung für zwei weitere C2-Züge werde in Kürze erwartet. Die Genehmigungen zum Einsatz der Züge auf weiteren Streckenabschnitten würden dann sukzessive folgen, hofft die MVG. Die dafür erstmals von der TAB verlangten theoretisch-rechnerischen Nachweise zum Lichtraum seien derzeit noch in Arbeit. Die übrigen beim Hersteller Siemens bereitstehenden 18 Züge sollen parallel dazu zugelassen werden.

Es musste beim für die Zulassungstelle verantwortlichen Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) interveniert werden, damit der erste Zug nun auf dem Außenast rollen kann. MVG-Chef Herbert König dazu: „Wir sind sehr froh, dass nun endlich ein erster Zulassungsschritt für die ersten drei Züge erfolgt ist. Dies ermöglicht uns jetzt zumindest erste Einsatztests im Betriebsalltag der Münchner U-Bahn, Ich danke Herrn Staatsminister Herrmann für seine aktive persönliche Vermittlung. Die Ausdehnung auf weitere, stärker frequentierte Streckenabschnitte ist nun dringend, damit wir in eine echte Betriebserprobung mit möglichst vielen Fahrgästen einsteigen können. Staatsminister Herrmann hat einen konstruktiven Vorschlag gemacht, wie diese Ausweitung zeitnah erfolgen könnte. Ich hoffe, dass wir auf diesem Weg weitermachen können und bald auch in der Lage sind, die weiteren fertiggestellten neuen Züge in den Betrieb zu bringen – im Interesse unserer Fahrgäste, die dringend mehr Platz brauchen.”

Der C2 bietet insgesamt 940 Menschen Platz – statt bisher 912 beim bewährten Vorgänger vom Typ C1, der inzwischen seit fast 15 Jahren erfolgreich im Münchner U-Bahnnetz unterwegs ist. Die Gesamtkapazität erhöht sich damit gegenüber dem C1 um drei Prozent (im Vergleich zu den älteren A- und B-Zügen sogar um acht Prozent). Zu weiteren Verbesserungen zählen unter anderem LED-Leuchtbänder in den Türkanten, die durch Farbwechsel zwischen Rot und Grün signalisieren, wenn sich die Türen öffnen und schließen. Dadurch wird die Erkennbarkeit der Türen, insbesondere für Sehschwache, verbessert und der Fahrgastwechsel am Bahnsteig unterstützt. Im Innenraum sorgt ein ausgeklügeltes Lichtkonzept auf LED-Basis ebenfalls für mehr Helligkeit.

Alle Sitzplätze sind in den neuen Zügen gepolstert, wodurch die Fahrgäste beim Anfahren und bremsen an den Längs-Sitzplätzen nicht mehr ins Rutschen kommen, wie bisher auf den Holzplätzen . Ferner verfügen die Züge über Videokameras und moderne Monitore für das MVG Fahrgastinformations- und Infotainmentsystem. Darüber hinaus ist der C2 besonders energieeffizient.

Insgesamt haben die SWM 21 C2-Gliederzüge (126 Wagen) bei Siemens bestellt, die inzwischen alle für den Einsatz im MVG-Netz bereitstehen. Die 21 Züge kosten insgesamt 185 Millionen Euro. Es handelt sich damit um die bisher größte Fahrzeugbeschaffung in der Münchner U-Bahngeschichte.

 

Video U-Bahnzug C2:


 

Fotostecke von der Präsentation des ersten C2-Zuges im Februar 2014 mit Außen- und Innenansichten: