Während die Polizei den Tierpark Hellabrunn als Verursacher des Fischsterbens am 4. August im Auer Mühlbach ausgemacht hat, dementiert der Zoo den Vorwurf, dass das Fischsterben im Zusammenhang mit Reinigungsarbeiten des Robbenbeckens steht.

Flamingos Tierppark Hellabrunn
Flamingos Tierppark Hellabrunn München

Das sind die Ermittlungsergebnisse der Polizei:

Am Dienstag, 4.8.2015, wurde an einem Rechen im Auer Mühlbach eine Vielzahl toter Fische festgestellt. Etwa 80 größere tote Fische mussten von der Feuerwehr geborgen werden. Laut Auskunft des geschädigten Isarfischer-Vereins dürften im Laufe des Tages an die 1.000 Fische im Auer Mühlbach und im kleinen Seitenarm verendet sein. Wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung nahm das zuständige Kommissariat 13 die Ermittlungen in dem Fall auf.

Während der Ermittlungen ergab sich der Verdacht, dass das Fischsterben im Zusammenhang mit der Reinigung eines Robbenbeckens im Tierpark Hellabrunn stehen könnte. Das Wasser des Beckens wurde am Montag, 3.8.2015, abgelassen. Am Dienstag, 4.8.2015, wurde das Becken unter Verwendung von Chemikalien gereinigt. Dem Tierpark ist es erlaubt, das Wasser aus dem Polarbecken zu einem großen Teil in die durch den Tierpark fließenden Gewässer (Auer Mühlbach) einzuleiten. Lediglich das letzte Drittel des Beckeninhalts muss in die Kanalisation eingeleitet werden. Zur Einleitung in den Bach dient ein Rohr. Die Überwachung des Wasserstandes und die Entleerung des Robbenbeckens geschehen durch eine technische Anlage mit Pumpensystem, Schiebern und Schwimmern. Ist bei der Entleerung im Becken eine gewisse Füllstandshöhe (noch ein Drittel) erreicht, soll durch einen Schwimmer der Schieber für die Einleitung des Beckenwassers in den Bach geschlossen werden. Der restliche Beckeninhalt wird dann über einen anderen Kreislauf in den Abwasserkanal gepumpt.

Bei einer Überprüfung dieser Anlage durch das Bayerische Landeskriminalamt an zwei verschiedenen Tagen konnte nun festgestellt werden, dass die Schwimmer für die Steuerung der Pumpen nicht richtig funktionieren. Aus diesem Grunde wurde das Wasser aus dem Becken und auch die zur Reinigung verwendete 13-prozentige Chlorbleichlauge über das Einlassrohr in den Auer Mühlbach eingeleitet. In die Ermittlungen und Ortseinsichten waren neben dem Kommissariat 13 und dem Bayerischen Landeskriminalamt auch das Wasserwirtschaftsamt München und das Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München eingebunden.

Dem hält der Tierpark Hellabrunn entgegen:

Nach den Erkenntnissen des Tierparks sind die Vorwürfe der Polizei unbegründet und das Fischsterben nicht aufgeklärt. Es wird davon ausgegangen, dass das weitere Verfahren die Unschuld des Tierparks belegen wird. Der Tierpark kooperiert bereits seit Beginn der Untersuchungen zum Fischsterben vollumfänglich mit der Polizei und den beteiligten Behörden und ist in einem ständigen Austausch, um die Ursache des Fischsterbens vom 04. August 2015 zu ermitteln. Auch für das weitere Verfahren sichert der Tierpark der Polizei und Staatsanwaltschaft die Unterstützung und Kooperation zu.

Hintergrund der Ermittlungen gegen den Tierpark ist die am 04.August routinemäßig durchgeführte Reinigung der Robbenanlage mit einem chemischen Reinigungsmittel. Dabei wurde, wie bei jeder Reinigung dieser Anlage, Natriumhypochlorit (12%ige verdünnte Chlorbleichlauge) verwendet. Um den technischen Ablauf zu überprüfen, wurde am 8. Oktober vom Wasserwirtschaftsamt unter Begleitung der Polizei ein so genannter Farbmittel-Test im Tierpark durchgeführt. Während der Entleerung des Robbenbeckens war dabei kein mit Farbe markiertes Wasser im Auer Mühlbach sichtbar. Dies ist aus Sicht des Tierparks ein eindeutiger Nachweis, dass selbst bei Ausfall einer technischen Komponente bei der Beckensäuberung keine Reinigungslauge in den Auer Mühlbach gelangt ist, die die Ursache für das Fischsterben darstellen könnte.

Für die Reinigung der Robbenanlage wird seit den 70er Jahren das gleiche Reinigungsverfahren angewendet. Dies ist klar geregelt. Zudem verfügt Hellabrunn über ein vom TÜV Rheinland zertifiziertes Qualitäts- und Umweltmanagementsystem (nach DIN EN ISO 9001 und 14001), das jährlich vom TÜV geprüft wird. Die letzte Rezertifizierung durch den TÜV hat im Juni 2015 stattgefunden. Dem Tierpark werden darin verschiedenste Standards auferlegt. So sind alle im Tierpark verwendeten Reinigungsmittel erfasst und es gibt klare Verfahrens- und Anwendungsrichtlinien dazu. Damit ist unter anderem auch gewährleistet, dass keine Lauge oder Ähnliches in Bäche abgeleitet wird. Diese Richtlinien sind auch bei der letzten Reinigung der Robbenanlage eingehalten worden.

Für den Tierpark ist das Fischsterben weiterhin unerklärlich. Viele, auch sehr empfindliche Tiere, wie Flamingos, verschiedene Wasservögel und Futterfische leben im Wasser des Auer Mühlbachs. Deshalb wurden sie in den Tagen nach dem Fischsterben intensiv von den Veterinärmedizinern des Tierparks beobachtet. Es sind aber bis heute keinerlei Auffälligkeiten festgestellt worden. Insbesondere die als Futterfische gehaltenen Goldorfen, die 24 Stunden mit Wasser aus dem Auer Mühlbach versorgt werden, reagieren normalerweise sehr empfindlich auf Gewässerverschmutzung und werden deshalb in Laboratorien oft zur Messung der Toxizität bestimmter Stoffe und zur Wassergütemessung verwendet. Aber auch hier ist keine Auffälligkeit beobachtet worden.

Unabhängig von den Ermittlungen engagiert sich der Tierpark gemeinsam mit dem Verein ‚Die Isarfischer e.V.‘ für die Fischbestände im Auer Mühlbach. So ist für das nächste Frühjahr das Einsetzen von Jungfischen geplant. In Abstimmung mit den verantwortlichen Behörden sollen außerdem strukturverbessernde Maßnahmen wie zerklüftete Uferbereiche und das Einlegen von Steinfindlingen ergriffen und damit Jungfischhabitate und bessere Lebensbedingungen für die verschiedenen Fischarten geschaffen werden. Bereits seit Anfang 2015 arbeiten der Tierpark und die Isarfischer an einem gemeinsamen Konzept für ein Fischbruthaus, das den Tierparkbesuchern die heimische Fischwelt erläutern und den Auer Mühlbach für die Besucher noch erlebbarer machen soll.