Bis zum Jahr 2025 wird das Deutsche Museum total runderneuert. Im Oktober fällt der Startschuss zur Sanierung in zwei Schritten. Die Ausstellungen werden größtenteils völlig neu gestaltet, der Rest wird aktualisiert. Und auch das Ausstellungsgebäude wird in den kommenden zehn Jahren auf den neuesten technischen Stand gebracht.

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Der Anspruch ist hoch. „Wir werden hier eines der modernsten naturwissenschaftlich-technischen Museen der Erde haben“, sagt Generaldirektor Wolfgang M. Heckl. Und selten war das Wort vom „Jahrhundertprojekt“ so wahr wie hier: 1925 ist das Ausstellungsgebäude auf der Museumsinsel eröffnet worden. Seitdem ist das Gebäude nie grundlegend saniert worden. Das geht die Museumsleitung jetzt an. Es ist ein 445-Millionen-Euro-Projekt. 2011 hatten Freistaat Bayern und Bundesrepublik Deutschland jeweils 180 Millionen Euro für die Generalsanierung zugesagt, nachdem das Museum selbst 45 Millionen Euro Spendengelder eingeworben hatte. Weitere 40 Millionen Euro steuert das Museum aus seinem eigenen Haushalt bei.

Der erste Schritt erfolgt nach der „Langen Nacht der Museen“. Am Samstag, 17. Oktober 2015, wird das Museum mit seinen Besuchern den Start in die Zukunft feiern. Anschließend werden die Ausstellungen im ersten Bauabschnitt geräumt, um die Räume dort sanieren zu können. Diese Ausstellungen werden für die Besucher bis 2019 nicht zugänglich sein. Allein schon die Räumung der Ausstellungen ist ein Prozess, der einen immensen logistischen Aufwand erfordert. Das Deutsche Museum verfügt über riesige, tonnenschwere Exponate wie Dampfmaschinen, U-Boote und Flugzeuge. Die müssen entweder demontiert und ins Depot gebracht oder so gegen Umwelteinflüsse gesichert werden, dass sie bei den Bauarbeiten nicht beschädigt werden. Neun Monate dauert allein diese Räumungsphase, rund 25 Mitarbeiter werden eingestellt, um die logistischen Herausforderungen bewältigen zu können. Die alten Depots des Museums auf der Insel sind bereits weitgehend geräumt worden. Gleichzeitig wurden 10 000 Quadratmeter Depotfläche angemietet, um die wertvollen Exponate des Museums, zum großen Teil einzigartige Meisterwerke der Technikgeschichte, unter angemessenen konservatorischen Bedingungen unterbringen zu können.

Einige Exponate ziehen auch innerhalb des Museums um, damit sie in der Phase der Sanierung weiterhin für die Besucher zugänglich bleiben. Museums-Highlights wie der Flugsimulator, das Elektronenmikroskop oder das Mitmach-Laboratorium TUMLab bekommen einen neuen Standort im Ausstellungsgebäude. Die Publikumslieblinge unter den Flugzeugen werden in die Flugwerft Schleißheim verlegt und können dort weiter bewundert werden. Nur die Tante Ju muss auf der Museumsinsel bleiben – sie ist für einen Transport schlicht zu groß.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Sanierung der Ufermauer und die Sicherstellung eines umfassenden Hochwasserschutzes auf der Insel. Rund um das Ausstellungsgebäude wird ein unterirdischer Schutzwall errichtet, der das Museumsgebäude und die wertvollen Exponate künftig sicher vor Hochwasser schützt. Außerdem wird außen am Gebäude ein Verbindungsgang errichtet, über den während der Bauarbeiten das Zentrum Neue Technologien zugänglich sein wird. „Dieser Verbindungsgang wird ein weithin sichtbares Zeichen unserer Modernisierung sein“, sagt Generaldirektor Heckl.

Im Sommer 2016 beginnen die Vorarbeiten für die eigentlichen Baumaßnahmen, die im Herbst 2016 starten. Die Ausstellungsräume des ersten Bauabschnitts werden dann auf ihren Rohbauzustand zurückgeführt, um das Gebäude in Sachen Haustechnik, Brandschutz und Klimatisierung auf den neuesten technischen Stand zu bringen. Schon das Gebäude an die aktuellen Erfordernisse des Brandschutzes anzupassen, erfordert einen immensen Aufwand: Fünf neue Fluchttreppenhäuser werden gebaut, unter dem Museumsgebäude gibt es in Zukunft einen ringförmigen, unterirdischen Fluchttunnel, der diese Treppenhäuser miteinander verbindet und der Ausgänge ins Freie hat.

Natürlich arbeitet das Museum längst auch an der Konzeption und der Gestaltung der neuen Ausstellungen. 31 der mehr als 50 Ausstellungen werden komplett neu. „Ein Museum wie unseres muss natürlich mit der technologischen und naturwissenschaftlichen Entwicklung Schritt halten, und einzelne unserer Ausstellungen waren schon Jahrzehnte alt. Dies wird sich natürlich im Rahmen dieser grundlegenden Modernisierung ändern“, sagt Generaldirektor Heckl. „Andererseits werden aber bestimmte Teile der Ausstellungen nur sehr behutsam modernisiert. Die beeindruckende Maschinenhalle, das Bergwerk, die Hochspannungsanlage – das sind Dinge, die unsere Besucher lieben und schätzen. Und die man gar nicht grundlegend verändern darf.“

Für eine Reihe von Ausstellungen entstehen bereits in den Werkstätten des Deutschen Museums beeindruckende Dinge. Ein neues Diorama für die Chemie beispielsweise, das künftig die Besucher einlädt, mit wissenschaftlichen Mitteln Verbrechen auf die Spur zu kommen. Ein Golem für die neue Ausstellung Robotik. Oder eine völlig neuartige Demonstration zum Thema Schallwellen für die Musik-Ausstellung.

Eine Kommunikationskampagne mit dem Motto „Auf zu neuen Welten“, wird den Modernisierungsprozess begleiten – mit multimedialer Information und einer eigenen Website, die den spannenden Prozess auf der Museumsinsel  nicht nur nachvollziehbar macht, sondern die Besucher und Freunde des Museums einbindet. Auf dem Museumshof werden die Besucher in der „Blauen Box“ – einem Infocontainer – über die Modernisierung informiert. Das Museum wird nicht nur den Besuchern immer wieder Einblicke in die neuen Ausstellungen geben, sondern sie auch an dem spannenden Transformationsprozess auf der Museumsinsel teilhaben lassen.

Gleichzeitig wird das Programm an Führungen im Deutschen Museum erheblich erweitert – die Ausstellungen, die noch zugänglich sind, werden intensiver bespielt als bisher. Heckl: „Sie werden hier auch in Zukunft deutlich mehr zu sehen bekommen, als Sie an einem Tag bewältigen können.“

Im Jahr 2019 werden die neuen Ausstellungen des ersten Bauabschnitts eröffnet – mit einer komplett neuen Besucherführung. Dann wird ein Wiedersehen mit der Tante Ju und der Raumfahrtausstellung gefeiert, die Musikinstrumente-Sammlung bietet völlig neue Erlebnisse, und in der Robotik-Ausstellung gibt es Roboter, wie sie bis heute noch niemand gesehen hat. Die Besucher dürfen jetzt schon gespannt darauf sein. Heckl: „Ich bin beeindruckt von der Kreativität und dem Anspruch unserer Kuratoren, Gestalter und Werkstätten.“

2020, wenn die Ausstellungen des ersten Bauabschnitts wieder geöffnet sind, geht der Modernisierungsprozess in seine zweite Runde. Die restlichen Ausstellungen werden geräumt, die Räume des zweiten Bauabschnitts saniert, die neuen Ausstellungen entstehen. „Und am 7. Mai 2025 wollen wir hier in München eines der modernsten naturwissenschaftlich-technischen Museen der Erde eröffnen – pünktlich zum 100. Geburtstag des Ausstellungsgebäudes“, sagt Heckl.

Aber das Museum hat noch größere Pläne. Die Modernisierung erstreckt sich ja momentan nur auf das Ausstellungsgebäude. Auch das Forum an der Ludwigsbrücke und das Großdepot in Erding werden in einen ganzheitlichen Planungsprozess einbezogen. An der Ludwigsbrücke soll ein „Forum der Zukunft“ entstehen – ein Ort, an dem künftig über Wissenschaft, Technik und Fortschritt diskutiert wird. Das Museum will sich zur Stadt München hin öffnen und noch stärker als bisher zu einem Ort des Dialogs werden. Ganz im Sinne des Museumsgründers Oskar von Miller.