Etwa 4 Millionen Euro haben Trickbetrüger, die sich als falsche Polizeibeamte im Jahr 2017 ausgegeben haben, in 39 Fällen bei Senioren abgezockt. Während die Fälle der sogenannten Enkeltricks in diesem um 90 Prozent zurückgegangen sind, hat die Masche der falschen Polizisten Konjunktur gehabt. Es konnten 26 Täter festgenommen werden.

Polizeipräsidium München
Polizeipräsidium München

Auf einer Pressekonferenz haben Polizeivizepräsident Werner Feiler und Erster Kriminalhauptkommissar Uwe Dörnhöfer, Leiter der AG Phänomene, gemeinsam mit Oberstaatsanwältin Anne Leiding, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft München I, die Bilanz der Trickbetrügereien vorgestellt.  Nachdem das Phänomen des „Enkeltricks“ von 2015 bis Anfang des Jahres 2017 um 90% zurückging, musste das Polizeipräsidium München einen Anstieg im Deliktsbereich der „Falschen Polizeibeamten“ feststellen. Im Vergleich zu 2016 gab es 2017 acht Mal so viele Taten und die Fallzahlen stiegen auf etwa 3000 an.

Im ersten Quartal des Jahres 2017 ereigneten sich 440 Delikte mit einem materiellen Schaden von 1,2 Millionen Euro. Aus diesem Grund wurde beim Polizeipräsidium München eine intensive Präventionskampagne gestartet. Erste Erfolge zeigten sich von Mai bis Mitte Juli, als fünf Festnahmen erfolgten, auch aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung sowie von Bankangestellten. Im Sommer nahm die Zahl der Anzeigen auf bis zu 100 Stück pro Tag enorm zu. Bis September wurden 1300 Anzeigen aufgenommen, darunter elf vollendete Taten mit einem Schaden von mehr als 1,6 Millionen Euro.

Im gesamten Jahr 2017 kam es bisher zu 39 Tatvollendungen mit einem Schaden von über vier Millionen Euro und etwa 3000 Anzeigen. Es wurden insgesamt 26 Täter festgenommen, darunter befanden sich Deutsche, aber auch kosovarische, türkische, irakische, iranische und kasachische Staatsangehörige. Besonders hob Vizepräsident Feiler hervor, dass durch die intensive Ermittlungsarbeit immer wieder Fälle bekannt wurden, bei welchen es gelang, die Opfer rechtzeitig zu kontaktieren und so einen immensen Schaden zu verhindern. Insgesamt konnten 250 Taten im gesamten Bundesgebiet verhindert werden.

Die präventive Information von älteren Mitbürgern, die häufig Opfer von derartigen Straftaten werden, ist bei der Bekämpfung dieser Phänomene von entscheidender Bedeutung. 

Die Münchner Polizei empfiehlt folgende Verhaltensregeln: 

Ein gesundes Misstrauen am Telefon ist niemals schädlich, vor allem wenn am Display als Telefonnummer des Anrufers die Notrufnummer 110 angezeigt wird. Die 110 ist der schnellste und direkte Draht zur Einsatzzentrale. Allerdings tätigt die Polizei selbst mit der 110 keine Anrufe, auch nicht mit der Vorwahl 089/110. Betroffene sollen am Telefon niemals Auskunft über familiäre und finanzielle Verhältnisse geben und bei Zweifel, ob der Anrufer ein echter Polizist ist, nicht zögern, die Notrufnummer 110 selbst zu wählen und den Sachverhalt zu melden.

Der Chef der Arbeitsgruppe Phänomene, Uwe Dörnhöfer stellte einen Fall vom 19. Oktober 2017 vor, bei dem die Kriminalpolizei zwei sogenannte „Abholer“ festgenommen hat. Durch kriminaltaktische Ermittlungen wurde bekannt, dass die Täter im Raum München Geld bei einer unbekannten Geschädigten abholen wollten. Bei den intensiven Fahndungsmaßnahmen konnte das Fahrzeug der Tatverdächtigen identifiziert und lokalisiert werden. Bei einer anschließenden Kontrolle des Pkw wurde ein Geldbetrag in Höhe von mehreren Zehntausend Euro aufgefunden und die beiden Beschuldigten, ein 27-jähriger Türke und ein 25-jähriger Deutscher, beide mit Wohnsitz in Esslingen, vor Ort festgenommen. Der Geldbetrag konnte im Anschluss einer 89-jährigen Münchnerin zugeordnet werden, welche sich am selben Tag am Notruf meldete und angab Opfer eines Betrugs durch falsche Polizeibeamte geworden zu sein. Gegen die Tatverdächtigen wurden Haftbefehle erlassen.